Wiesbaden
Farbe ist alles
Museum Reinhard Ernst 23.06.2024 – 2026
von Reinhard Ermen
Die Lage des neuen Museum Reinhard Ernst (mre), Wilhelmstraße 1, also am Anfang einer städtischen Nobelmeile, ist exzellent, das Landesmuseum liegt in Sichtweite, Kurhaus und Theater sind einen Katzensprung entfernt. Das Haus wurde perfekt in die Umgebung der prachtvollen Fassaden des 19. Jahrhunderts eingepasst, die Alleenbäume haben sich bereits mit dem Neuling angefreundet. Noch schaust du angenehm überrascht zu dem Bau mit seiner Verblendung aus hellem Granit auf, aber in zwei Jahren wird man das als selbstverständliches Element in der Umgebung wahrnehmen. Dabei ist das Museum Reinhard Ernst (mre) ein durchaus trutziges Gebäude, definiert durch die vier konstituierenden Kuben, die schonmal wie eingepflegte Wehrtürme anmuten. Freilich scheint der mächtige Körper auf einem Glassockel zu schweben. Ein ständiges Sowohl-als-Auch kennzeichnet den Versuch, die Architektur des japanischen Pritzker-Preisträgers Fumihiko Maki zu charakterisieren, keinesfalls als Kompromiss, gemeint sind Synthesen eines sinnerfüllten Zweckdenkens. Trotz des selbstbewussten SoSeins drängt sich das Haus nicht auf, es braucht keine toten Winkel, um Baukunst zu behaupten, aber viel Freiraum für die Kunst und die Bedürfnisse eines öffentlichen Zugangs. Und im Zentrum gibt es einen Lichthof, fast ein „Tsubo-Niwa“, einen Hofgarten, in dem der sechzig Jahre alter japanische Fächerahorn und die Skulptur von Eduardo Chillida Buscando la luz (Auf der Suche nach dem Licht) einen Dialog zwischen Kunst und Natur aufgenommen haben. Nicht alle Kunstwerke, die zum Bau gehören, fügen sich so glücklich, das Environment The Ladybird, the Innocence and the Car von Karl-Martin Hartmann, ein im freundlichen…