München
Andy Warhol & Keith Haring
Party of Life
Museum Brandhorst 28.06.2024 – 26.01.2025
von Jolanda Drexler
Andy Warhol wird derzeit im Ausstellungskarussell rauf und runter gespielt – seine Queerness und seine geniale Selbstvermarktung liegen ganz im Trend unserer Zeit. In Berlin beleuchtet aktuell Klaus Biesenbach anhand der anregenden Ausstellung Velvet Rage and Beauty in der Neuen Nationalgalerie Andy Warhols homoerotisch konditionierten Schönheitsbegriff. Und in München verknüpft als erste Institution überhaupt das von Achim Hochdörfer geleitete Museum Brandhorst, übrigens im Besitz der größten Warhol-Sammlung Europas, die beiden Pop-Art-Ikonen Andy Warhol und Keith Haring in einer umfangreichen Ausstellung, die über Hauptwerke hinaus in ganzheitlicher Umschau Aspekte zu Musik, Lifestyle, Mode, Party, Sexualität und Politik einschließt. Selten erlebt man eine Ausstellung, die so spannende Geschichten triggert und einen in den flirrenden Spirit New Yorks hineinzieht – der Besucher sollte allerdings Zeit aufbringen für die vielen fantastischen Filme und kuriosesten Memorabilien. Der Fokus der von Franziska Linhardt kuratierten Schau liegt auf den spannungsreichen späten 70er- und 80er-Jahren, einer durchaus nicht unproblematischen Zeit mit extremen gesellschaftspolitischen Umbrüchen: einerseits zügelloser Konsum, Libertinage und Hedonismus, andererseits politische Repression, Kalter Krieg, atomare Bedrohung wie auch die aufkommende Aids-Pandemie.
Die den Mythos New York nährenden Megastars hatten trotz der Altersdifferenz von 30 Jahren und naturgemäß stilistischer Unterschiede entscheidende Gemeinsamkeiten: Beide waren schwul und kamen aus bekennend christlichen Familien in Pennsylvania. Erst in der jüngeren Kunstgeschichte ist die deutliche religiöse Komponente vieler Bildmotive beachtet worden – laut zugespitzter Äußerung Bob Colacellos (Warhols enger Vertrauter und Herausgeber des Magazins Interview) habe „Andy religiöse Bilder…