Remagen
der die DADA
Unordnung der Geschlechter
Arp Museum Bahnhof Rolandseck 07.07.2024– 12.01.2025
von Jörg Restorff
Die vielleicht berühmteste Dadaistin entspringt einer männlichen Phantasie: 1919 huldigte Kurt Schwitters in einem Gedicht der nachmaligen Dada-Ikone „Anna Blume“. Die „Geliebte meiner 27 Sinne“, wie der Merz-Künstler sie anhimmelte, wurde zur Chiffre für das, was den Dadaismus ausmacht: die Lust am Bizarren und Paradoxen, den Sinn für jeden Unsinn.
Lässt sich aus der Erfindung dieser Kunstfigur durch einen Mann ableiten, dass die Herren der dadaistischen Schöpfung die maßgeblichen Impulse gaben zu dieser folgenreichen Bewegung, die 1916 in Zürich aus der Taufe gehoben wurde? Mitnichten! Aufschlussreich, dass Schwitters selbst auf einer collagierten Porträtpostkarte seinen Kopf mit einer signalroten „Anna Blume“-Marke überklebte. Ein weibliches Primat, das mehr ist als ein Gag, wie jetzt eine Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck belegt: Der die DADA. Unordnung der Geschlechter präsentiert rund 200 Gemälde, Papierarbeiten, Fotografien, Filme und Texte, geographisch verankert entlang der Dada-Achse Zürich, Berlin, Köln, Paris und New York.
Mit ihrer Schau will Julia Wallner, Museumsdirektorin und Kuratorin der Schau, drei Thesen beweisen: Die Dadaistinnen, lautet die eine, verdienen mehr Aufmerksamkeit. Céline Arnauld, Sophie Taeuber-Arp, Gabrielle Buffet-Picabia, Elsa von Frey-tag-Loringhoven, Emmy Hennings oder Hannah Höch – sie und andere Künstlerinnen agierten auf Augenhöhe mit den Dada-Kollegen. Und das nicht bloß in jenen Nischen, die nach wie vor als weibliche Domänen betrachtet werden, vor allem Textilkunst, Puppenspiel oder Tanz.
„Gebt es auf, die Männer zu betrachten, um herauszufinden, was Ihr nicht seid – sucht in Euch selbst, um herauszufinden, was Ihr seid“: Das…