Wuppertal
Andreas Schmitten
Skulpturen
Skulpturenpark Waldfrieden 26.05.2022–01.01.2023
von Helga Meister
Andreas Schmitten stellt in der obersten Halle im Skulpturenpark Waldfrieden aus, aber seine Ausstellung beginnt schon in der Lichtung davor. Dort, auf einem kleinen Hügel, steht eine weiße abstrahierte Gestalt auf einem Sockel. Ein Kranz dunkelgrüner Bäume umgibt sie, scheint sie wie eine Naturkulisse zu beschützen. Die Arbeit entstand 2021. Es ist eine der ersten Skulpturen des Düsseldorfer Künstlers, die an eine Figur erinnert. Beim Kopf stellt sich die Assoziation zu Ernst Barlachs „Schwebender Engel“ im Dom zu Güstrow ein, die zum Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs geschaffen wurde und die Gesichtszüge seiner Künstlerkollegin Käthe Kollwitz trägt.
Schmittens Kopf hat gleichfalls geschlossene Augen und ist in Untersicht gestaltet, aber er ist hohl und hat keinen Unterkiefer. Er wirkt wie ein riesiger Schalltrichter, aber zugleich wie eine Maske. Der Bildhauer der Gegenwart, der den Kopf seines Vorgängers gar nicht kennt, reagiert ähnlich: „Jetzt geht es um den Körper, der in der Zeit von Corona und dem Ukraine-Krieg gerade angegriffen wird.“
Der Kopf ist der Schlusspunkt einer Beckenform, lange Zeit ein Markenzeichen des Künstlers. Jetzt allerdings bekommt diese Hohlform eine innere Notwendigkeit als Körper. „Die Andere“ nennt er sie, sie lässt an eine Mantelmadonna denken. Die Silhouette wirkt wie ein Umhang, der den ausgehöhlten und ausgesparten Leib umgibt, während der Körper selbst zur Negativform wird. Die Beschäftigung mit dem Menschen ist neu für den Künstler. Bisher hatte er die menschliche Figur aus Angst vor einer bloßen Abbildhaftigkeit ausgespart und durch Dinge wie das Becken ersetzt,…