Wien
Attersee.
Feuerstelle
Belvedere 21 01.02. – 18.08.2019
von Daniela Gregori
Vor einigen Jahren, für seine große Ausstellung im Wiener Kunstforum 2005 noch hatte Attersee es strikt abgelehnt, Arbeiten aus seinem Frühwerk oder anderen Werkphasen zu zeigen. 7500 Bilder hätte er in seinem Leben gemalt, es wäre demnach völlig sinnlos, siebzig von ihnen auszuwählen. Mit Blick auf die eigene, jüngste Produktion hieß es damals, die Bilder wären „klarer, kräftiger, angriffslustiger, auch sinnlicher und poetischer“ als frühere Werkphasen. Knapp zweieinhalb Jahrzehnte und etliche Ausstellungen später treffen Prädikate wie klar, kräftig, angriffslustig, auch sinnlich und poetisch abermals zu, alleine steht diesmal das Frühwerk im Zentrum der Aufmerksamkeit. Klug kombiniert mit ausgewählten späteren Arbeiten, legt die von Britta Schmitz kuratierte Ausstellung mit „Attersee – Feuerstelle“ den Fokus darauf, warum aus dem 1940 geborenen Christian Ludwig das wurde, was Attersee heute ist.
Einer der bekanntesten und einflussreichsten Künstler Österreichs sowie eine zentrale wie öffentliche Figur. Dass Attersees Publizität und Prominenz alleine auf ästhetischer wie künstlerischer Strategie und einer gelebten Mehrfachbegabung fußt, trat in den letzten Jahren gerne in den Hintergrund. Neben seinem bildnerischen Œuvre hat Attersee seit den sechziger Jahren Bücher und Filme gemacht, Produkte designt, etliche Tonträger aufgenommen, noch mehr Liveauftritte absolviert, hat Opern inszeniert wie ausgestattet und als Professor Generationen an Schülern hervorgebracht. Man kann es auch kurz ausdrücken: er hat sein Umfeld atterseeisiert. Über die Jahrzehnte hat sich diese Bildsprache eines fantasieerfüllten Kosmos entwickelt und dabei immer wieder Themen aufgenommen, bevor sie zu zentralen Themen des Diskurs wurden. Attersee kokettiert bereits früh mit Geschlechterrollen, propagiert…