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documenta 14 in Athen · von Sabine B. Vogel · S. 188 - 193
documenta 14 in Athen , 2017

Benaki Museum

Unerschlossenes, politisches Potential
von Sabine B. Vogel

Folgen die Werke im Odeion dem vagen roten Faden Migration und Kapital, so kann man die 16 Beiträge im Benaki Museum unter dem Aspekt ‚Zeitgeschichte‘ zusammenfassen, mal verinnerlicht wie Algirdas ’ beeindruckende „Shaman“-Tuschedrucke, die ein Gesicht in Trance zeigen. Oder Roee Rosens Zeichnungen und Texten, mit denen sie sich in Hitlers Geliebte Eva Braun einzufühlen versucht – ist das Zynismus in der Kombination mit Nilima Sheikh, die auf ihren großen Tüchern von Leid und Gewalt in Kaschmir erzählt, und Arin Rungjang Installation zur thailändischen Widerstandsbewegung? Andere Werke sind dokumentierend angelegt wie Tshibumba Kanda-Matulus naiv gemalte Szenen, in denen er 1973–74 im Auftrag eines deutschen Anthropologen Ereignisse im Kongo festhielt, etwa „The end of the bloody anti-Arab campaign in 1894“, „The Arab leaders Rumaliza, Tipo Tip, and Mwinimatura are executed“ oder „Katanga women assault UN soldiers during a demonstration near the refugee camp“. Im Innenhof des Hauses, das zeitgleich auch Werke aus der festen Sammlung präsentiert, steht Hiwa Ks aus Beton gegossene, massive Skulptur „One Room Apartment“: Eine Treppe führt zu einem kleinen Plateau mit einem Bett. Es sei eine neue Architektur, die nach dem Schock des Irak-Krieges der USA begonnen habe, erklärte der kurdisch-irakische Künstler einmal: statt Gemeinschaftsformen ein Single-Apartment. Eigens für die Ausstellung schuf Hiwa K den Film „Pre-Image (Blind wie die Muttersprache)“, eine Selbsterkundungsreise, in der er mit einer Spiegelkonstruktion vor seiner Nase die Fluchtroute von der Türkei über Athen bis Rom wiederholt. Aus dem Off wird von seiner bedrohlichen Kindheit…


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