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Ausstellungen: Wien · von Rainer Metzger · S. 322 - 323
Ausstellungen: Wien , 1996

Rainer Metzger
Bild + Rahmen 1850 – 1920

Kunstforum der Bank Austria, Wien, 30.8. – 19.11.1995

Zu den vielen Heldentaten, die sich die frühe Avantgarde auf ihr Schild hob, gehört der Kampf um die Rüstung, um jene Einfassung zu Schutz und Trutz, in die sich das prekär gewordene Bewußtsein, ein Kunstwerk darzubieten, ein Kunstwerk zu sein, kleidete. Der Rahmen wird zum Problem in der heroischen Phase der Moderne ab etwa 1850. Einst war der Rahmen ein besseres Gewand, eine Markierung für die Grenze des Bildkörpers zur außerkünstlerischen Wirklichkeit. Nun, begleitet von der Obsession einer Einheit von Kunst und Leben, wird er eine zweite Haut. “Bild + Rahmen”, die zusammen mit dem Amsterdamer van Gogh-Museum organisierte Schau des Wiener Kunstforums der Bank Austria, lieferte eine Art Musterkollektion dieses Prêt-à-porter für ein problematisch gewordenes Kunstwerk.

Je strammer die Künstler auf die Autonomie ihrer Erzeugnisse pochten, um so stärker fühlten sie es angefeindet von den immer schon vorhandenen, aber jetzt um so präziser wahrgenommenen heteronomen Bestimmungen – sei es des Warencharakters als Salonstück, sei es des Stücks Spektakelkultur für bürgerliche Interieurs, sei es der Einpassung in die reformistisch/utopistischen Bestrebungen einer Veränderung der Welt durch die Kunst. Der Rahmen sollte vermitteln zwischen den Sphären des Selbst- und des Fremdverantwortlichen. Er wurde ein Medium im Wortsinn. Die “Harmonie parallel zur Natur”, die Paul Cézanne beschwor, bedurfte mehr und mehr des Gestänges, das das Bild in der Façon hielt und den Bereich des intentional Gestalteten definierte.

Die Jahre 1850 bis 1920 liefern der Ausstellung gewissermaßen den Rahmen. Die gern geschmähten…


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