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Ausstellungen: Frankfurt am Main · von Isa Bickmann · S. 260 - 261
Ausstellungen: Frankfurt am Main , 2018

Candice Lin

A Hard White Body, a Soft White Worm
Portikus 10.02. – 08.04.2018
von Isa Bickmann

„Das Leben in jenem Zimmer schien sich (…) unter Wasser abzuspielen, und es steht fest, daß sich auf dem Meeresgrund eine entscheidende Veränderung in mir vollzog.“, so steht es am Beginn des zweiten Kapitels in James Baldwins Roman „Giovannis Zimmer“ (1956) zu lesen. Das Buch liegt aufgeschlagen auf einer der sieben inselartigen Installationen in dem in blaues Licht getauchten Ausstellungsraum. Auf gestapelten Hohlblocksteinen sind Porzellanfragmente, Zeichnungen, Schraubgläser, Wasserflaschen, Bücher und anderes arrangiert. In Lücken wurden Kleidungsstücke gestopft, an Armiereisen befestigte Glühbirnen mit dünner Folie umwickelt. Die sieben Anhäufungen muten an wie von Fackeln beleuchtete improvisierte Arbeitsorte zur „blauen Stunde“ der Dämmerung. Candice Lin (geb. 1979) ist eine forschende Künstlerin, die den Portikus in ein Laboratorium verwandelt und darin ein Netz aus inhaltlichen Verknüpfungen um Wasser, Porzellan, Botanik und Seidenraupen spannt.

James Baldwin (1924 – 1987), schwarzer US-Amerikaner, der zwischenzeitlich in Paris lebte, wo der Roman spielt, schilderte in „Giovannis Zimmer“ erstmals in aller Deutlichkeit eine homosexuelle Liebesbeziehung. Baldwin engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung, litt aber unter dem Spott durch die Aktivistenkollegen, die Schwulsein als „weiß“ und „feminin“, ihn als „white man in a black body“ verhöhnten. Baldwin zur Seite stellt Lin die französische Weltumseglerin und Forscherin Jeanne Baret (1740 – 1807). Um an einer Expeditionsreise in den Südpazifik als Mitarbeiterin und Partnerin des Botanikers Philibert Commerson teilnehmen zu können, war sie gezwungen, sich als Mann zu verkleiden.

Überall liegen Zeichnungen, Texte, aufgeschlagene Bücher aus; sie sind meist mit…

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