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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 300 - 301
Ausstellungen: Berlin , 2011

Hermann Pfütze
Carlfriedrich Claus

»Geschrieben im Nachtmeer«

Akademie der Künste, Berlin, 8.4. – 5.6.2011
Kunsthaus Zug, 17.9. – 20.11.2011
Leonardi-Museum Dresden, Frühjahr 2012

Carlfriedrich Claus’ (1930 – 1998) Arbeiten sind grafisch und thematisch ungeheuer dicht. Sie zwingen Blicke und Gedanken ins Undurchschaute und Undurchdachte; der Betrachter müsse, so Claus, den Weg mit ihm gehen „von der Klarheit zur Unklarheit“. Grafisch heißt das: Zeichnen und Schreiben verwimmeln in der Kritzelfülle der „Beschreibung“ der Blätter; thematisch ist es die „Quasi-Fauna“ des Seelenlebens, sind es Wolken und Träume künftiger Verhältnisse. Manche Bilder, wie das titelgebende „Geschrieben im Nachtmeer“ von 1960 sind in jeder Hinsicht dicht, andere, wie die tintenblauen Feder- und Tuschezeichnungen auf Transparentpapier „Nach der Schlacht bei Frankenhausen“ von 1966 und „Essay: Die Gestalt der Schwelle vor dem Utopischen im Sexualtrieb“ von 1968, sind mehr oder weniger lesbare Wörterschwärme ins Ungewisse. Diese Arbeiten sind, wie Matthias Flügge im Katalog darlegt, jedoch bildnerische Pendants zur écriture automatique der Surrealisten. In einem Gespräch 1976 erläuterte Claus sein Verfahren: „Der Produktionsprozeß geschieht in größtmöglicher Wachheit… Das Resultat aber, das Sprachblatt, kommt aus Unbekannten zum Vorschein…. Ich weiß also genau was ich schreibe, was ich tue. Nur eben: Ich gehe nie von einer optischen Vorstellung aus. Der Prozeß führt also von Bewußtem in Noch-Nicht-Bewußtes.“ Das ist das Gegenteil wilder Malerei und spontanen Agierens, deren Resultat die optischen Vorstellungen meist nur bestätigt, sondern ist mehr von der Art, wie Kinder zeichnen.

Sinnfällig nachvollziehbar wird das in „Leben als Experiment“, dem Videofilm, zu dem Andreas Höll Carlfriedrich Claus 1995 für den Mitteldeutschen…


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