vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Essay · von Amine Haase · S. 284 - 297
Essay , 2011

Amine Haase
Italien auf der Suche nach dem Zeitgeist

Zwei Beispiele für zwei Versuche, mit Hilfe der Kunst städtisches Brachland zu beleben

I.

In meinem Heimatort Neapel gehört das Schießen zur Erziehung eines jungen Mannes. Alle, Mafiosi und brave Bürger, haben ein Schießeisen und ein Messer zu Hause. Als Jungs gingen wir Tote anschauen. Ermordete Tote. Einen Onkel aus Norditalien, der einmal zu Besuch war, schleppte ich zu einem, der in Mozzarellamilch ertränkt worden war. Wir Kinder diskutierten, wer das nächste Opfer sein würde.“

(Roberto Saviano)

Bilder bannen die bösen Geister

Neapel gelingt eine partielle Stadtreparatur mit Hilfe der Schönen Künste im Museo d’Arte Contemporanea Donnaregina Napoli

Einer der berühmtesten Italien-Reisenden, Johann Wolfgang von Goethe, meinte bewundernd: „Dass kein Neapolitaner von seiner Stadt weichen will, dass ihre Dichter von der Glückseligkeit der hiesigen Lage in gewaltigen Hyperbeln singen, ist ihnen nicht zu verdenken, und wenn auch noch ein paar Vesuve in der Nachbarstadt stünden.“ Der Tanz unter dem Vulkan ist zu verführerisch, die Kulisse zu schön, als dass man den Verlockungen Neapels widerstehen möchte. Auch heute noch? An der Schönheit der Landschaft Kampaniens, speziell des Golfes von Neapel, hat sich nichts grundsätzlich geändert, trotz Industrialisierung. Der Reichtum an Baudenkmälern, an Kulturgütern, an Kunstschätzen ist immens, und großen Teils werden sie gepflegt, wenn auch oft mit Zugeständnissen an den Massentourismus. Natur und Kultur erscheinen gleichermaßen attraktiv, über die Jahrhunderte hinweg. Dennoch: es fällt ein langer Schatten auf die Stadt und Region, der seinen Ursprung in der wechselvollen Geschichte haben mag. Denn die ist großenteils von Fremdherrschaft…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei