Peter Funken
Neuer Hotspot im alten Westen
»Das Galerienquartier an der Potsdamer Straße«
Berlin, Mai – Juni 2011
Die Potsdamer Straße war früher die verkehrsreichste Straße Deutschlands. Historisch bedeutsam wurde sie durch Goebbels` fatale Reden im „Sportpalast“. Nach dem Krieg blühte hier das Laster und mit der Teilung Berlins lag ihr Nordende im Nichts. Erst Hans Scharouns Bauten der Staatsbibliothek und der Philharmonie sowie die Neue Nationalgalerie von Mies van de Rohe gaben diesem Teil der Straße wieder einen Charakter, aber für die Kunst war die Potsdamer Straße dennoch eher eine Öde, denn die meisten Galeristen zog es nach der „Wende“ vor allem nach Berlin-Mitte, in die Auguststraße und Umgebung, später in die Brunnenstraße. 2007/08 wechselten viele Galerien nach Kreuzberg, in die Linden-, Rudi-Dutschke- und Zimmerstraße und in das angrenzende Quartier an der Marktgrafenstraße, weil es dort einen Leerstand an Gebäuden mit großen Räumen gab. Auch in der Moabiter Heidestraße, unweit des Museums für Gegenwartskunst, Hamburger Bahnhof, entstand eine komplette Galerieszene – aber nicht in der Potsdamer Straße, auf der es Discounter, Asia-Shops und Döner Buden gibt, den Strich und ein Eroskaufhaus, aber auch das sagenhafte „Kumpelnest 3000“, das Varieté „Wintergarten“, Rechtanwälte und Zahnärzte in großen Altbauwohnungen und bis vor einiger Zeit die Redaktion und Teile der Produktion des „Tagesspiegel“ (TS). Auf dem verlassenen Zeitungsareal, zuerst in der alten Stadtvilla auf dem Hof, siedelten sich bereits im letzten Jahr Galeristen an, zuerst der Franzose Florent Tosin, bald danach Ralf Hänsel mit 401 contemporary und Luise Nagel, die die ph-projects, als Ableger der…