Curators’ Series #10
Greater than the Sum by Kunsthalle Lissabon
David Roberts Art Foundation 05.05. – 29.07.2017
von Edgar Schmitz
Seit zehn Jahren wird bei der David Roberts Foundation einmal pro Jahr von außen kuratiert. Meistens werden Individuen eingeladen, um kuratorische Positionen und Gebärden vorzuführen. Zum zweiten Mal ist dieses Jahr, nach der kometenartig aufgestiegenen Arcadia Missa letztes Jahr, mit der Kunsthalle Lissabon jetzt wieder ein ‚space‘ eingeladen worden, die Räume der Stiftung zu bespielen.
Space steht dabei im Kunstweltjargon gemeinhin weniger für einen Raum, als vielmehr für eine proto-institutionelle Produktionssituation, für eine oft kollektive Form von Autorenschaft, und nicht zuletzt auch für einen begrenzten Ressourcenrahmen. Für die Kunsthalle Lissabon sind genau diese Konnotationen zentrale Programmprämissen. Set 2009 bekennt sich die Organisation explizit dazu, den Möglichkeiten kollektiver Erfahrungs- und Produktionsmomente nachgehen zu wollen, auf ökonomische und kulturelle Prekaritätsbedingungen zu reagieren und dabei auch auszutesten, wie der Rahmen institutitoneller Praxis heute neu auszuloten sein könnte.
Wenn eben diese Kunsthalle Lissabon jetzt bei David Roberts Arbeiten von Künstlern präsentiert, mit denen sie nicht nur ge-, sondern auch ihre eigene Identität er-arbeitet haben, dann ist das notwendig als vielschichtiger Vorschlag zu lesen: dahingehend, wie künstlerische Arbeiten sich auf ein kuratorisches Konzept hin lesen lassen; und dahingehend, wie Formen künstlerischer Praxis Ansprüche auf kollektive Erfahrungsmodelle nicht nur präsentieren, sondern auch vorführen und einklagen können.
Künstlerisches, Kuratorisches und Institutionelles verschleift sich dabei in den Räumen der Londoner Privatstiftung zu Genealogien, in denen sich statt formaler Vokabularien Einstellungen und Haltungen zum Möglichkeitshorizont von Ausstellungspraxis heute abzeichnen. Implizit stehen sich…