Heinz-Norbert Jocks
Das europäische Surplus
Ein Gespräch mit Nicolaus Schafhausen, noch bis Ende des Jahres Kunstvereinsleiter in Frankfurt, nun Gründungdirektor der European Kunsthalle
Bis Ende des Jahres bist du noch Kunstvereinsleiter in Frankfurt. Warum steigst du aus dem noch laufenden Vertrag aus?
Ich habe die Programmatik des Kunstvereins in Kapiteln aufgebaut, und eines heißt “Ende”. Der Versuchung sich selbst zu institutionalisieren, möchte ich nicht erliegen. Besser werden kann ich hier nicht mehr, nur noch anders. Das möchte ich jetzt auch tun, aber woanders. Wie du weißt, wird dem Frankfurter Kunstverein in der deutschen Kunstvereinslandschaft eine Sonderrolle zugeschrieben. In den vergangenen Jahren hat er sich zu einer modellhaften Institution, nicht nur für Kunstvereine, in Deutschland entwickelt. Nun ist man in Frankfurt gut auf eine Nachfolge eingerichtet, um wieder das Unerwartete zu tun.
Lässt sich nach sieben Jahren eine Art Resümee ziehen?
Für mich persönlich, ja. Für den Frankfurter Kunstverein müssen das andere tun. Ich hatte eine sehr gute Zeit in Frankfurt und konnte viel von dem verwirklichen, was mich interessierte. Vielleicht liegt der größte Erfolg darin, durchgesetzt zu haben, dass Kunst mit mehr als nur mit Objekten und Entertainment zu tun hat. Kunst ist per definitionem spezifisch, was nicht gleichbedeutend mit exklusiv ist. Prada ist hingegen exklusiv. Und ich konnte in Frankfurt sehr spezifisch sein. Hier konnte man nicht ignorieren, dass Kunst sich nur in einer Gesellschaft mit Geschichte entwickeln kann. Vor dem Hintergrund konnte ich immer gut behaupten, was richtig für die gegenwärtige Gesellschaft ist. Vieles, was ich für Frankfurt entwickelt habe, ist aus…
