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Ausstellungen: Hamburg · S. 288 - 287
Ausstellungen: Hamburg , 1988

Doris von Drathen
David Robbins

Galerie Ulrich Dörrie/Holger Priess, 30.9.-29.10.1988

Unwillkürlich recken die Besucher vor den Photoarbeiten von David Robbins die Hälse – der Versuch jedoch, hinter die Gitter zu schauen, den Blick von den Rastern zu befreien, die dahinter liegenden Traumlandschaften in ihrem Licht von Sonnenuntergängen oder aufflammenden Regenbögen uneingeschränkt zu genießen, ist vergeblich.

Die Gitter aus den Photoarbeiten sperren den Zuschauer in einen Käfig, in dem er sowieso schon längst sitzt. Mit seinen gerasterten Landschaftsträumen schafft David Robbins unmittelbare, sinnfällige Bilder für das große Spinnetz, das tagtäglich jeden, der zur Konsumgesellschaft gehört, als unfreiwillig-freiwillige Beute einfängt. Wenn die Demographen über ihre Meßtischblätter das Koordinatensystem mit den Kästchen ausbreiten, Landschaften und Bevölkerung einteilen in Bedürfniszonen und -gruppen, entgeht kaum jemand ihrem Netz.

“Demographics” nennt David Robbins seine große neue Serie und definiert:

“Demographics are statistical representations of the consumer landscape.

Demographics are a producer’s conception of an audience’s needs.”

Abstrakte Photographien nennt er seine Landschaften und entfernt sich von Naturbeobachtungen in ähnlicher Weise wie Twombly oder Tremlett.

Es habe ihn gelangweilt, Photographie “von” etwas zu machen – deshalb habe er nach dem Innen-Leben der Kamera gesucht, allerdings ohne Tricks oder elektronische Manipulierungen.

Mit seinen abstrakten Photographien löst sich David Robbins einerseits von einem Gegenstand oder einem Modell, andererseits formuliert er aber seine politische Projektion noch krasser als in seinen früheren Arbeiten.

In der Serie “Art Dealers Optical Tests” hatte er 1985 Kunsthändler und Publikum untersucht, 1986 hält er wieder mit einer Sequenz von Glichet den Spiegel vor: ” Talent” heißt eine Sammlung von Bewerbungsphotos; junge Leute gucken erfolgversprechend, sympathisch…


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