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Titel: Ästhetik des Immateriellen · S. 150 - 159
Titel: Ästhetik des Immateriellen , 1988

Mediale Anagramme

Valie Export im Gespräch mit Sara Rogenhofer und Florian Rötzer

Geläufig sind heute im Zeichen der proklamierten Postmoderne jene Diagnosen, die das Ende der modernen Avantgarde besiegeln, weil deren Intentionen gescheitert seien. Im Zuge der Studentenbewegung hat sich aber auch der Feminismus entwickelt, der als Emanzipationsbewegung im alten oder modernen Sinne auftritt. Gibt es denn Anzeichen dafür, daß in der feministischen Kunst das avantgardistische Konzept fortgesetzt wird?

Die Avantgarde wird allenthalben totgeredet und totgewünscht. Ich bin aber der Meinung, daß der Patient noch kräftige Lebenszeichen gibt, nur liegt er nicht dort, wo man ihn sucht – im Spital des Kunstbetriebs. Man hat lange angenommen, daß der Feminismus das Konzept der Avantgarde übernehmen kann, was er ja auch getan hat, aber er muß sich ebenfalls durch den Begriff der Postmoderne neue Konzepte erarbeiten. Der Feminismus ist eine Bewegung, die in der bestimmten Form der Nachkriegsjahre bis in die siebziger Jahre hinein als solche abgeschlossen wurde und in den achtziger Jahren vor allem durch den amerikanischen Feminismus eine andere, mehr an den populären Massenmedien als an der Kunstgeschichte orientierte Aufarbeitung bekommen hat. Der amerikanische Feminismus setzt sich, unter Einbeziehung der Theorien von Freud und Lacan, der aus Frankreich stammenden feministischen Theorie, der Semiotik, der Kunsttheorie, der Bildtheorie, der Sprachwissenschaften und der Möglichkeiten der Reproduktionstechnologie, also in einer veränderten theoretischen Aufarbeitung, mit dem kulturellen Geschlechtsbild der Frau auseinander. Die Idee der Postmoderne spiegelt sich in dieser Auseinandersetzung. Ein avantgardistisches Konzept, das auch den Frauen Raum und Ort gibt, kann nur durch eine neue Kunst,…

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