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Titel: Ästhetik des Immateriellen · S. 160 - 163
Titel: Ästhetik des Immateriellen , 1988

Gillo Dorfles
Design zwischen Technik und Phantasie

Trotz des Titels, mit dem ich meinen Beitrag überschrieben habe, will ich mich hier keineswegs zu technischen Problemen äußern, die als unverzichtbare Basis jeglicher Gestaltung Vorrang vor ästhetischen Problemen haben, sondern ich möchte vielmehr darlegen, daß die Technik heute mehr denn je im Zusammenhang mit linguistischen und semiologischen Problemen gesehen werden muß – also eher mit dem “software”-Bereich als mit den Elementen, die früher einmal ihre Daseinsberechtigung bestimmten und die wir in gewisser Weise mit der “hardware” gleichsetzen können.

Ich möchte jedoch auf einige Punkte näher eingehen, die eine in letzter Zeit immer zweideutiger gewordene Situation betreffen, auf die die gegenwärtige Diskrepanz zwischen Technik und Phantasie bei Design und Gestaltung weitgehend zurückzuführen ist (und zwar nicht nur auf dem Gebiet des Industriedesigns, sondern auch in der Architektur).

Worum geht es hier?

Die Rede ist von der offensichtlichen Spaltung, die sich zwischen Phantasie und Ergonomie vollzogen hat, d. h. zwischen Funktionalität und Stil, zwischen “nützlich” und “schön” im Bereich des Gebrauchsobjektes.

Als die Vorreiter des Designs – vom Bauhaus bis hin zur Ulmer Schule und darüber hinaus – ihre ersten Theorien zur Situation des Gebrauchsobjektes in seiner Beziehung zur Kunst einerseits und zur Technik andererseits formulierten, war eines ihrer wichtigsten Postulate, daß das wirklich “Wesentliche” auf diesem Gebiet menschlichen Tuns das Verhältnis “Form-Funktion” sein müsse.

Daher rührt der mittlerweile allgemeingültige Grundsatz, daß die Form des Objektes der Beziehung zu seinem Benutzer angemessen sein muß. Und dies war der Ausgangspunkt für die Postulate, die alsbald die eigentlichen Grundlagen der…


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