Amine Haase
»Entartete Kunst«
Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland
Altes Museum am Lustgarten, Berlin, 4.3. – 31.5.1992
Spät, aber zum Glück nicht zu spät hat Deutschland eine Ausstellung aus Amerika geholt, die ganz direkt unsere Vergangenheit angeht: “Entartete Kunst – Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland”, hatte Stephanie Barron für das Los Angeles County Museum of Art erarbeitet und 1991 dort sowie in Chicago und – kurzfristig dazugeschaltet – auch in Washington gezeigt. Als diese beeindruckende Bilanz der verbrecherischen Vereinnahmung von Kunst durch die totalitäre NS-Ideologie im Oktober ’91 in der US-Hauptstadt zu sehen war, wurde schließlich über die politischen Kanäle der Wunsch laut, die Ausstellung nach Deutschland zu holen. Jetzt also ist die – letzte – Station das Alte Museum in Berlin. In der Rekordzeit von nur einem Vierteljahr konnte die Erweiterung der Leih- und Versicherungsverträge bis zum 31. Mai 1992 erreicht und der Katalog (bei Hirmer, München, 48 bzw. 98 DM) übersetzt werden. Veranstalter ist das Deutsche Historische Museum mit Christoph Stölzl als Direktor und Susanne Triebel als Gastkuratorin. Der amerikanische Architekt Frank O. Gehry, der die Schau bereits in Los Angeles mit einrichtete, hat den Schinkel-Bau Altes Museum quasi integriert. Man gelangt erstmals wieder über das große Treppenhaus in die Schauräume. Außerdem öffnete Gehry im mittleren Ausstellungsraum den Blick in die Rotunde der Schinkel-Architektur. Ähnlichkeiten mit späteren Herrschaftsbauten sind wohl nicht rein zufällig offengelegt.
Die Ausstellung ist nicht nur ein detailliertes Dokument über die finsterste Zeit deutscher Geschichte, sondern gleichzeitig ein Aufruf zur Wachsamkeit in Gegenwart und Zukunft, Angriffe…