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Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst · von Cordula Meier · S. 202 - 219
Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst , 1998

CORDULA MEIER
Fashion goes virtuell?

ZUR SCHICKSALHAFTEN ALLIANZ VON MODE UND FOTOGRAFIE

Kyoko Date ist Japans neuer Superstar, aber sie ‘ist nicht von dieser Welt’, denn das Mädchen Kyoko ist von 16 japanischen Computerprogrammierern und Künstlern nach zwei Jahren harter Arbeit auf ihrem Rechner projiziert worden. Ihr Gesicht besteht z.B. aus vierzigtausend verschiedenen Bildpunkten. Die Animationen sind dadurch relativ perfekt, so daß die Bewegungen von Kyoto fast menschlich wirken. Kyokos Schöpfer gaben ihrem Idealmädchen einen Körper, wie denen der Fotomodelle, mit den virtuellen Maßen: 83-56-82. Ein richtiges Leben hat Kyoko auch bekommen, angeblich besitzen ihre Eltern eine Shushibar am Stadtrand von Tokyo, Kyoko liebt Tennis und Manga-Comics und jobt in einem fast-food Restaurant. Kyoko Date hat ein wenig Ähnlichkeit mit der Tennisspielerin Kemiko Date, die im Jahr 1996 gegen Steffi Graf im Wimbledon im Halbfinale knapp verlor. Ein kurzer Haarschnitt, ein eher sportliches Auftreten, damit imitiert Kyoko den Frauentyp, den auch die Tennisspielerin in Japan populär gemacht hat. Das Markenzeichen ist sportlich und selbstbewußt. Es gibt auch fingierte Interviews mit der 17jährigen Kyoto: “Das Problem ist nicht die Unterhaltungsindustrie, sondern es ist die Langeweile in den Schulen und den Familien.”

Kyoko tritt jede Woche wenigstens einmal in Videoclips auf oder ist zur gleichen Zeit im Radio zu hören. Die Stimme wurde der Kunstfigur von einer unbekannten Sängerin entliehen. Kyoko verkauft bereits erste CD’s, Werbespots und ein Live-Konzert stehen neben Spielfilmen und einer TV Show auf dem Programm.

Die virtuelle Kunstfigur Kyoko hat nicht von ungefähr weltweit einen Streit ausgelöst. Kyokos Manager Yoshitaka Hori erklärt:…


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