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Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst · von Birgit Richard · S. 130 - 137
Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst , 1998

FRIEDRICH KITTLER
Aufgehen in der Pseudonatur

INTERVIEW, GEFÜHRT VON BIRGIT RICHARD AM 14.7.1997 IN BERLIN

Friedrich A. Kittler ist der deutsche Medienwissenschaftler, dem es gelungen ist, die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen der Literatur, Psychoanalyse, Kommunikationstheorie und Medientheorie auf der Grundlage der technologischen Struktur der Medien diskursanalytisch zusammenzudenken. Dies eröffnet einen neuen Blick auf die westliche Kultur. Er hat den Stellenwert des militärischen Diskurs für die Entwicklung von Medien und Unterhaltungskultur erkannt und verliert im Anschluß an Foucault die Abhängigkeit der technologischen Entwicklung von den Systemen der politischen Macht nicht aus den Augen.

Für die Thematik von Mode und Alltagskultur speziell der Jugendkultur sind vor allem seine oft falsch interpretierten Thesen zum Mißbrauch von Technologien von großer Bedeutung. Das mit Friedrich Kittler geführte Interview soll einen anderen Zugang zu der Thematik der Mode aufzeigen.

*

B.R.: Kann man überhaupt von einer generellen Verbindung zwischen Mode und Technologie sprechen oder ist dies prinzipiell eine unsinnige Fragestellung?

F.K.: Das hängt davon ab, fürchte ich, wie wir Mode definieren. Ich, als alter Strukturalist, habe als einziges ernsthaftes Buch über Mode Roland Barthes’ “System der Mode” einst gelesen. Das war ja gnadenlos so konstruiert, daß, um ein System strukturalistisch beschreiben zu können, die Mode als eine ewige Wiederkehr ihrer selbst beschrieben wurde.

Wenn man Mode so zyklisch definiert, dann haben Technologie und Mode nichts miteinander zu tun.

Es gab also keine einseitige Geschichte, die irgendwie vom Hemd unilateral über die Hose bis zur Gegenwart führt und das als großen Schnitt empfindet, den Übergang vom Hemd, dem Chiton oder so etwas, oder der Toga bis…


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