“Lieber Gott, tu so, als ob ich nicht da wäre”
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Schwarz ist für Soulages die Farbe der Farben, voller Reichtum und Raffinesse, befreit vom Firnis der Bedeutungen. Selbst dort, wo er sein Blau benutzt, geht es ihm letztlich doch um seine Hauptfarbe, die alle anderen enthält. Dabei erweist er sich als ein Matador des Lichts, das er nicht darstellen, sondern mit Hilfe eines rillenziehenden Rakels zeigen will. Für ihn ist das Licht schwarz. So hermetisch seine spannungsreichen Bilder sind, so unasketisch erscheinen sie. In einem Gespräch, das Heinz-Norbert Jocks mit ihm in seinem Pariser Atelier führte, erzählt der große Meister der Ruhe, der trotz aller Ehrungen bescheiden geblieben ist, darüber, was er von der Malerei erwartet. Aber auch seine Einstellungen zur Literatur, zum Leben und zur Politik kommen nicht zu kurz.
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H.-N.J.: Sie leben in Paris, sind aber kein geborener Pariser!
P.S.: Ja, ich stamme nicht aus Paris und fühle mich, obschon ich hier seit langer Zeit wohne, immer noch der südlichen Provinz zugehörig.
Hat die Herkunft eine Bedeutung für Sie?
Nun, ich stamme von dort und bin eben in einer Region geboren, in der die Malerei in gar keiner Weise als Beschäftigung vorkommt. Die Kunst war weit weg mit einer einzigen Ausnahme: das erste, woran ich überhaupt aktiv teilnahm, sind Ausgrabungen. Ich begleitete in meiner Gymnasialzeit einen Archäologen, und wir gruben Dolmen aus. So tauchte mein Name erstmalig in einem Museum auf. Übrigens steht er noch heute da bei den Pfeilspitzen und anderen Fundstücken. Außerdem habe ich in dieser Gegend,…