PETER ZIMMERMANN:
“Eigentlich könnte alles auch anders sein”
EIN GESPRÄCH VON ALEXANDER BRAUN
Der Wahlkölner Peter Zimmermann (1956 in Freiburg geboren) hat sein Werk in den letzten zehn Jahren entschieden von der Malerei hin zu einem sehr offenen Verständnis von Plastik entwickelt. Zimmermann imitiert Produkte des Alltags – insbesondere Buchcover und Verpackungen aus der Warenwelt – um ihnen einen neuen, veränderten Inhalt einzuschreiben. Der Anschein seiner Werke ist jedoch bloß Tarnung, ein geschicktes Täuschungsmanöver. Dringt der Betrachter zum eigentlichen Wesen der Objekte vor, eröffnet sich ihm ein Diskurs über die Bedingungen von Kunst im Allgemeinen und ihre Präsentation im Raum im Speziellen.
Die Erkenntnisse, die sich bei diesem Spiel aus Anspruch, Täuschung und (vermeintlicher) Wahrheit ziehen lassen, erlauben Rückschlüsse auf die Beschaffenheit unserer Gegenwart. Alles scheint im Hochgeschwindigkeitszeitalter der medialen Verknüpfung möglich, aber alles kommt nicht zur Aufführung. Wo sind die Gründe dafür zu finden, warum manche Dinge realisiert werden, andere dafür nicht; sich die Mehrheit für das eine interessiert, während sie gleichzeitig das andere entschieden ignoriert? Das Problem unserer Tage ist ein Orientierungsproblem. Wie entscheide ich mich, wenn mir alle Optionen offen stehen? Zimmermann nennt das, das “Abenteuer der Kontingenz” und widmet diesem Thema seine aktuelle Ausstellung im Kölnischen Kunstverein. “Kontingent ist, was auch anders möglich ist, weil es keinen notwendigen Existenzgrund hat”, formuliert Michael Makropoulos im Ausstellungskatalog. Kontingenz bedeutet Zufall, und Peter Zimmermann will etwas über die Bedingungen und den Charakter des Zufalls in Erfahrung bringen. Im weitesten Sinn bewegt sich der Künstler mit diesen Fragestellungen im Feld der Kontextkunst. Glücklicherweise…