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Ausstellungen: Paris · von Amine Haase · S. 314 - 316
Ausstellungen: Paris , 2015

Amine Haase
Fatales Füllhorn

Anish Kapoor Versailles, 9.6. – 1.11.2015

Jedes Mal, wenn zeitgenössische Kunst in die Nachbarschaft ehrwürdiger Kulturzeugnisse gerückt wird, gibt es Ärger – in Frankreich. Dort scheint man von der Unvereinbarkeit alter Werte mit einer neuen Kunst-Sprache besonders fest überzeugt zu sein. Bis zu einem gewissen Grad mag man den Einwänden gegenüber dieser ins Optische gewendeten Maxime „For ever young“ folgen: Wenn im Louvre vor Rubens‘ Medici-Zyklus Rapp getanzt wird, und die Beschallung noch im Nebenraum die fast fünfhundert Jahre alten Bilder an den Wänden vibrieren lässt. Auch die Präsenz bunten Pops im Schloss von Versailles wirft Fragen auf: Ob der Riesenpudel von Jeff Koons oder die dreidimensionale Manga Figur Kaikai Kiki von Takashi Murakami in den Räumen der „étage noble“ ästhetisch interessante Kontraste schaffen, oder ob sie nicht eher strategisch zur Wertsteigerung auf dem aktuellen Kunstmarkt eingesetzt werden? Seitdem der ehemalige französische Kulturminister (2002-2004 unter der konservativen Regierung Chirac) Jean-Jacques Aillagon als Herr über die Staatsdomäne (2007-2011) zeitgenössische Kunst für das Schloss des Sonnenkönigs Louis XIV entdeckt hat, kann man fast jedes Jahr mit einer mehr oder weniger heftigen Debatte über Sinn und Unsinn der Zeitgenossen als Gäste bei Hofe rechnen.

Zur konservativen Kritik mit ästhetischen Argumenten kamen ethische Einwände, die Aillagons enge Beziehung zu dem Mega-Sammler und Wirtschaftsmagnaten François Pinault aufs Korn nahmen, in dessen Imperium sich auch das Auktionshaus Christie’s befindet. Die letzte Wahl des Pinault-Beraters als Schlossherr fiel eher zahm aus: Der Bildhauer Bernar Venet placierte seine monumentalen fein geschwungenen Cortenstahlskulpturen vor dem Schloss und…


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