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Relektüren · von Rainer Metzger · S. 314 - 315
Relektüren ,

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Folge 82

Rainer Metzger

„Die ,materialistischen‘ Werte des Wohlstands, der wirtschaftlichen Stabilität und der Sicherheit im Innern und nach außen, ebenfalls die klassischen bürgerlichen Tugenden der Karriere- und Wettbewerbsorientierung, des Leistungsstrebens, der Disziplin, des Fleißes usw., werden zurückgedrängt von den ‚postmaterialistischen‘ Werten der Selbstverwirklichung, Solidarität, Meinungsfreiheit, Partizipation, der Erhaltung der kulturellen und natürlichen Substanz, ersetzt durch ‚nachbürgerliche‘, nicht mehr von Instrumentalismus und Privatismus geprägte Tugenden.“ Wenn das, was Jürgen Habermas, hier beschreibt, den Status Quo von 1979 markierte, muss man sich ein glückliches Jahr vorstellen. Es schien auf den Weg gebracht, was geradewegs das Lebensgefühl der Gegenwart ausmacht, das Programm der Gen Z, formuliert von einem Autor, der soeben seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte. Doch Habermas, der Paradeintellektuelle mit dem, wie es sich gehörte, linken Bewusstsein, vernahm sehr deutlich die Sirenenrufe der Krise: „Mir scheint, daß wir den latenten Einstellungswandel, der sich in der Gesamtbevölkerung anbahnt, eher mit den manifesten Erscheinungen von Protest und Anomie zusammen sehen sollen“ (beide Stellen S. 26). Proteste waren nichts Neues, doch sie kamen Habermas nun als „ins Private und Psychische verschobene Konflikte“ vor; und Anomie, die Existenz von Sphären, in denen Rechtlichkeit nichts galt, war dem Vordenker des Sozialliberalismus ohnedies ein Greuel.

1979 wird Douglas Crimp, ganz woanders, in New York, in ganz anderer Zuständigkeit, für die Bilderwelt der Kunst, seinen Aufsatz Pictures veröffentlichen, der die gleichnamige Ausstellung von 1977 im Artists Space zusammenfasste. Crimp ging ausführlich auf Michael Frieds Kritik an Minimal ein, auf dessen Invektiven gegen das Theatralische, gegen die Wendung ins Performative, auf…

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