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Titel: Ressource Aufmerksamkeit · von Howard Bloom · S. 136 - 138
Titel: Ressource Aufmerksamkeit , 1999

HOWARD BLOOM
Folgt dem Führer

Der Ressourcenverschieber schaufelt die Güter einer Gesellschaft von den Verlierern zu den Gewinnern auf eine Weise, die wegen ihrer Mitleidlosigkeit bemerkenswert ist. Einer der mächtigsten Ressourcenverschieber ist nicht das Geld, sondern Einfluss, der Joystick des kollektiven Geistes.

Die menschliche Gier nach Aufmerksamkeit und Überzeugungskraft ist weitaus grundlegender, als die meisten wissen. Selbst “intelligente Moleküle” konkurrieren darum, “das Ihre zu sagen.” Zu diesen gehören die Rezeptoren, die sich wie Nieten die Oberfläche einer Zellenmembran übersäen. Auch wenn diese Knäuel von Atomen dumm zu sein scheinen, so können die Rezeptoren Entscheidungen treffen und haben einen primitiven IQ. Wenn ein vorbeitreibendes Molekül genau in die Falle passt, die sie außen tragen, klingeln ihre Erkennungsglocken und lassen ein Eureka an die Menge der Rezeptorenkollegen ertönen, die auf der zellulären Haut verstreut sind.

Sollte der Fund des Rezeptors etwas Seltenes und sehr Benötigtes sein, beenden die anderen Ausschau haltenden Moleküle, was sie gerade machen, und schließen sich dem Zeter und Mordio an, wodurch sie die ganze Zelle alarmieren. Das gemeinsame Glockenspiel der Rezeptoren einer Zelle lässt die Geißeln eines Bakteriums herumwirbeln, die das Lebewesen in Bewegung setzen und es dem Futter entgegen treiben oder von einer Gefahr wegpeitschen. Doch der Geschmack einer Rezeptorgemeinschaft verändert sich schnell. Eine “Entdeckung”, die vor einer Stunde noch heiß war, kann jetzt so gewöhnlich wie nur irgendwas sein. Wenn ein Rezeptor auf etwas Abbauwürdiges gestoßen sein sollte, das aber jetzt dauerhaft zur Verfügung steht, so wird seine Botschaft das verlieren, was Dennis Bray von der Cambridge University seine…


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