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Gespräche mit Künstlern · von Alexander Braun · S. 194 - 207
Gespräche mit Künstlern , 1999

FRANZ GERTSCH:
»Ich bin ein ungeduldiger Mensch, der sich diszipliniert«

EIN GESPRÄCH VON ALEXANDER BRAUN

Franz Gertsch wird 1930 am Bieler See im Kanton Bern geboren. Als junger Mann erlernt er Maltechniken in altmeisterlicher Manier und versucht sich im Holzschnitt. Obwohl er bereits 1952 erste Gemälde nach Fotografien malt, ringt er über Jahre hinweg mit seiner künstlerischen Identität: “Zwischen meinem 20. und 35. Lebensjahr gab es kaum drei Bilder, die zusammenpaßten. Alles war Suche (…).” Mitte der 60er Jahre werden seine Bilder unter dem Einfluß der Pop-art für kurze Zeit abstrakter und flächig, bis er 1969 wieder ein Foto, eine Szene aus dem Film “The Light Brigade”, zur Vorlage eines seiner Gemälde nimmt. Dieses Bild wird zur Initialzündung. Fortan arbeitet er im großen Format und nach Diaprojektionen. Es entstehen Bilder aus seiner unmittelbaren Umgebung, von seinen Kindern und aus seinem Freundeskreis, von Jean-Frédéric Schnyder und Luciano Castelli. 1972, mittlerweile 42 Jahre alt, wird Gertsch mit seinem Bild “Medici”, das Harald Szeemann zusammen mit den Werken amerikanischer Fotorealisten auf der documenta V zeigt, schlagartig einer breiten Kunstöffentlichkeit bekannt. Das Bild zeigt fünf seiner Freunde vor dem Eingang des Kunstmuseums Luzern, wie sie an einer Bauabsperrung lehnen, auf der der Firmenname “Medici” geschrieben steht. Das 400 x 600 cm große Gemälde (heute Sammlung Ludwig) wird zu einer Ikone des europäischen Fotorealismus. Außerdem erweitert Gertsch damit die internationale Kunstszene seiner Zeit um Sujets der Subkultur. Er exerziert seine Art der Malerei nicht anhand von anonymen Großstadtlandschaften oder Symbolen der Konsumgesellschaft, sondern in Form von privaten…


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