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Titel: Ressource Aufmerksamkeit · von Florian Rötzer · S. 95 - 97
Titel: Ressource Aufmerksamkeit , 1999

FLORIAN RÖTZER
Geschäftsmodelle in der Aufmerksamkeitsökonomie

AUFMERKSAMKEIT GEGEN BARES GELD

Manche behaupten wie Michael Goldhaber oder Georg Franck, dass wir insbesondere mit dem Internet in eine neue Form der Ökonomie eintreten, die ganz anderen Gesetzen als jede andere Ökonomie zuvor folgt. Die auf geistigem Eigentum basierende Informationsgesellschaft kreist um die neue knappe Ressource der Aufmerksamkeit. Diese ist bei allen Menschen begrenzt, aber ohne dass etwas Aufmerksamkeit gefunden hat, ist etwas praktisch nicht existent und kann folglich auch nicht vermarktet werden. Aufmerksamkeit kann überdies akkumuliert und weitergegeben werden. Das weist auf die gesellschaftlich immer wichtiger werdende Prominenz hin, egal ob es sich dabei um Menschen oder um Waren oder Themen handelt.

Nat Goldhaber, übrigens verwandt mit Michael Goldhaber, ist ein Pionier der Aufmerksamkeitsökonomie. Seine Website Cybergold (www.cybergold.com) hat wohl erstmals die Theorie der Aufmerksamkeitsökonomie unmittelbar praktisch umgesetzt, was viele Nachahmer gefunden hat. Aufmerksamkeit, so die Idee, ist so knapp und wertvoll geworden, dass man für sie erst einmal bezahlen muss, um nachher möglicherweise Geld zu verdienen. Wer sich bei Cybergold anmeldet und sich Werbung – also die primär auf Aufmerksamkeit zugeschnittenen Informationsfallen – ansieht, kann folglich ein wenig Geld verdienen, das auf sein Benutzerkonto überwiesen und ab einer gewissen Summe ausgezahlt wird. Allerdings muss der Aufmerksamkeitswillige zeigen, dass er sich die Werbung auch angeschaut hat, was freilich der Haken an der Sache ist, indem er etwa die AOL-Software herunterlädt, wofür er einen halben Dollar erhält.

Aber Cybergold hat nicht nur aus der Theorie der Aufmerksamkeitsökonomie ein neues Geschäftsmodell entwickelt, sondern Goldhaber weiß auch anderweitig, worauf…


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