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Gespräche mit Künstlern · von Marius Babias · S. 234 - 247
Gespräche mit Künstlern , 1999

THOMAS BAYRLE:
»Die Maschine hat mich total high gemacht«

EIN GESPRÄCH VON MARIUS BABIAS

Thomas Bayrle (62) erwies sich in den letzten Jahren als wegweisend für die junge Generation, obwohl er lange im Schatten der aktuellen Hypes stand. Schüler seiner Klasse an der Frankfurter Städelschule konnten sich immer wieder in Szene setzen. Sein Ende der sechziger Jahre entwickelter Raster, dessen serielle Anordnung auf Grafiken, Bildern, Tapeten, Vorhängen, in Filmen und in Computeranimationen eine Superform ergibt, erweist sich als bestechende ästhetische Formel mit weitreichenden politischen Konsequenzen. Das Individuum wird bei Bayrle, der die muffige Nachkriegszeit ebenso wie den Aufbruch der Studentenbewegung hautnah mitverfolgte, gewissermaßen kollektiviert. Die dialektische Feinmechanik zwischen Individuum und Gesellschaft steuert für Bayrle auf der Ebene der kulturellen Produktion das strenge Regime von Zeichenbeziehungen. Im unübersichtlichen Begriffsdschungel der Endneunziger genießt Bayrles rigide und zugleich vorausschauende Arbeit eine hohe Aktualität.

*

Marius Babias: Wenn du auf deine bisherige Tätigkeit als Künstler zurückblickst, welches Ereignis ist dir besonders haften geblieben?

Thomas Bayrle: Ich würde das lokal beantworten. Ich habe ganz wenige, aber für mich wichtige Künstler kennengelernt: 1963 Fontana, der mir später in Italien sehr geholfen hat, und dann Peter Roehr, mit dem ich eng befreundet war und der mich quasi gezwungen hat, Position zu beziehen, d. h. man hatte ein paar Maßstäbe, ganz abgesehen von der Großwetterlage. Warhol und Beuys waren für mich wichtig, aber das sind Allgemeinplätze. Ich glaube, es ist wichtiger, einen engeren Raster zu wählen und ihn dann genau beschreiben zu können. Mit Peter Roehr, der 1968 gestorben ist, hatte ich sehr…


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