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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · S. 300 - 300
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1986

Thomas Wulffen
Gesellschaft für Kunst und angewandte Geschichten

Zu den Ereignissen der Gesellschaft wird per Postkarte eingeladen. Dort werden Ort und Datum mitgeteilt sowie die Aktion, die stattfinden wird. Auf der Vorderseite der Karte befindet sich ein Foto, das das Ereignis im Bild festhält. Zu sehen sind Ivan Dusanek und Michael Hatzel beim Mittagessen, beim Abbestellen des Abschleppdienstes oder beim Glückwünschen. Sie sind die Betreiber der Gesellschaft für Kunst und angewandte Geschichten. Der Begriff ‘angewandte Geschichten’ verweist auf das Konzept: Eine alltägliche Geschichte wird gedacht und dann in der ‘Verwirklichung’ angewendet. Verwirklichung meint dabei dann die konkrete Handlung, die den Ort- und Zeitangaben folgt. Aus einer Einladung zu einer Verwirklichung: »Am Freitag, den 31.1.1986 werden wir einmal zehn Minuten lang im Auto sitzen.« Die Ereignisse ergänzen sich zu einem Komplex, da jeweils pro Monat eine Aktion stattfindet. Ihr wesentliches Moment ist das der Alltäglichkeit. Die Handlungen bleiben, bis auf die geladenen Gäste, anonym. Sie vollziehen sich in einem Bereich, der im üblichen Sinne von der Kunst getrennt ist. Allein das Zeremoniell der Einladung und der mit ihnen verbundenen Einladungskarten bindet die Handlungen der Gesellschaft in einen kunstspezifischen Kontext ein. Im Gegensatz zu einer situativen Kunst, die sich in Installationen und Objekten auf eine spezifische Örtlichkeit einläßt und diese für einen bestimmten Zeitraum besetzt, sind die angewandten Geschichten der Gesellschaft unabhängig von einem gegebenen Raum. Der wird nur bedeutsam im Kontext einer Handlung, ein Mittagessen im Schnellimbiß am Flughafen Tegel zum Beispiel definiert den erwähnten Ort als Bestandteil der Aktion. Nach Aussagen…


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