Kollaborationen Teil 1:
Get Together
Die Opernaufführung „Antigona“
Eine Gesprächsreihe von Max Glauner
Kollaborationen – wo der Betrieb wieder zunehmend nach Ausnahmekünstlern giert, fragen wir gegen den Trend nach dem schöpferischen Miteinander. Zum Auftakt spricht Max Glauner mit der Künstlerin Goshka Macuga, dem Theaterregisseur Stephan Müller und dem Modedesigner Gareth Pugh über ihre Produktion „Antigona“ am Staatstheater Kassel.
Einführung I zum Thema Kollaboration
Zweifellos würde die Menschheit ohne geplante und organisierte Zusammenarbeit heute noch in Höhlen sitzen. Der britische Soziologe Richard Sennett widmete darum der Fähigkeit gemeinsamen Arbeitens 2012 unter dem Titel „Together“ den zweiten Teil einer Trilogie, die er den Grundpfeilern menschlichen Lebens widmet.1 Dafür spricht, dass Teamfähigkeit heute von jeder Personalabteilung zur Kerntugend des Homo oeconomicus ebenso wie der seines akademischen Ablegers erklärt wird, und keine Dienstleistung, kein Produkt, kein Forschungsauftrag, ohne Kooperation mit einem Dritten erbracht, entwickelt oder erfüllt wird.
Doch so beeindruckend Sennetts historisch-systematische Untersuchung geraten ist, bleibt sie beim Thema Kunst leise. Es fällt kein Wort zur Architektur, keins zum Theater, der Oper und erst Recht keins zum Film, den man ja gerne zu einem hoch kollaborativen künstlerischen Unterfangen zählen würde. Ein zweiter entscheidender Malus in Sennetts Studie liegt in der unzureichenden Binnendifferenzierung des Begriffs „Cooperation“, „Zusammenarbeit“. Sennett unterscheidet nicht zwischen Kooperation und Kollaboration, obwohl der Unterschied nicht nur hinsichtlich der fatalen Kollaborationen mit dem Feind im Kriegsfall entscheidend ist. Wie wir in unserer Arbeit zur Partizipation gezeigt haben, bedarf es – so unsere Arbeitshypothese – einer klaren Distinktion zwischen einer künstlerischen Zusammenarbeit, in der ein Künstler…