Friedemann Malsch
Gordon Matta-Clark
Am Ende von “Zabriskie Point” (1969) läßt Michelangelo Antonioni die Wunschvision Darias, daß die Luxusvilla ihres Arbeitgebers in die Luft fliegt, minutenlang aus immer neuen Perspektiven Filmwirklichkeit werden. Es folgen spektakuläre und oft zitierte Zeitlupen von explodierenden Kühlschränken, Kleiderwänden, Bücherregalen usw. Es ist die Erfahrung einer verlorenen Generation, die für sich und ihre Bedürfnisse keinen Platz in der Welt erkennen kann, die den Film zu einem Kultfilm werden ließ.
Mehr als die vordergründige Filmhandlung ist bei der geschilderten Szene aber interessant, auf welche Architektur Antonioni sich bezieht: eine Villa, teilweise integriert in ein Felsmassiv, das sich über einer weiten Steppenlandschaft der USA erhebt. Was sich nach außen als ein Verschmelzen von Architektur und Natur gibt, zeigt nach innen artifizielle Qualitäten: weite Räume mit großen Fensterfronten, ausgestattet mit dem Luxus der New Yorker High Society, eine künstliche Wassergrotte, die nicht zur Bewässerung von Pflanzen dient, sondern einen Zufluß für den Swimmingpool darstellt, kurz: ein Symbol des Sieges der Zivilisation über die Natur. Es ist die Architektur Frank Lloyd Wrights, jenes Protagonisten einer modernistischen Architektur, die idealerweise im Einklang mit der Natur stehen sollte. Der anarchistische Akt des Sprengens dieser Architektur ist ein Akt der Befreiung von einer ästhetischen Doktrin, deren Dominanz am Ende der 60er Jahre als repressiv empfunden wurde und deren Wirkung weit über den Rahmen der Architektur allein hinausgeht. Diese Szene in Antonionis Film kennzeichnet in der Pathetik Hollywoods die Bruchlinien zwischen Ästhetik und Gesellschaft am Ende der 60er Jahre. Gordon Matta-Clark ist diesen Bruchlinien gefolgt und…