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Titel: Parallele Kunst · von Johannes Lothar Schröder · S. 163 - 171
Titel: Parallele Kunst , 1992

Johannes Lothar Schröder
Die Plausibilität des Unsichtbaren

Arsenale und Potentiale Installationen
Von Chris Burden

»Um 7.45 Uhr wurde ich von einem Freund in den linken Arm geschossen. Geschossen wurde mit einem Kupfermantelgeschoß aus einem Gewehr vom Kaliber 22. Mein Freund stand ungefähr 5 Meter von mir entfernt.«

“Shoot” ist wohl das kürzeste Werk, mit dem je ein Künstler bekannt geworden ist. 1971 ließ sich Burden von einem Freund mit einem Gewehr des Kalibers 22 aus fünf Metern Abstand in den Oberarm schießen und wird seitdem als Stuntman im Namen der Kunst angesehen, was ihm die Bezeichnung “Evil Knievel der Kunstwelt”1 einbrachte. Den Anschein des Sensationalismus haben viele Kritiker zum Anlaß genommen, Burdens Stücken den Kunstcharakter abzusprechen.

Selbstverständlich ist es eine Frage der Übereinkunft, ob man “Shoot” als Kunstwerk bezeichnet oder es als einen Selbstversuch ausgrenzt. Entscheidend ist, daß Burden diese und andere Aktionen, die er als Stücke bezeichnet, als Künstler unternahm. Nach dem Studium der Bildhauerei leitete Burden seine ersten Stücke aus Erfahrungen ab, die er Ende der 60er Jahre mit der Ausstellung von Skulpturen gemacht hatte, die wie Trainingsgeräte aussahen und benutzbar waren. Von den Besuchern wurden sie wie gewöhnliche Skulpturen lediglich mit den Augen wahrgenommen. Diese Frustrationen brachten Burden dazu, seinen Körper als Material und als Skulptur einzusetzten.

Mit einer Ausnahme sind seine Stücke bis 1978 ausschließlich Performances, die fast immer mit einer Installation verbunden sind oder in einer Installation stattfinden.2

Die einzige Ausnahme ist “Dos Equis”:

Die Installation bestand aus vier 4,80 Meter langen Kanthölzern, die zwei X bildeten und auf beiden Fahrbahnen der…



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von Johannes Lothar Schröder

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