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Titel: Parallele Kunst · von Johannes Lothar Schröder · S. 117 - 131
Titel: Parallele Kunst , 1992

Marginalität und Erfolg

Artistes Enfranchisent
Von Johannes Lothar Schröder

Die Spielräume in den Städten werden durch intensivere ökonomische Flächennutzung und Ausbau der Infrastruktur knapper. Brachen und Baulücken verschwinden, werden kultiviert oder zugebaut. Die zunehmend effektivere Nutzung der Grundstücke in den Städten führte in den 70er und 80er Jahren zum Streit um die Nutzung unrentabel gewordener Gebäudekomplexe in den Stadtzentren oder in Stadtteilen mit einer gewachsenen Nachbarschaft und einem traditionellen funktionierenden sozialen Milieu.

Viele Hausbesetzungen gingen mit dem Engagement von Künstlern einher. Künstler entdeckten in den aufgegebenen Räumlichkeiten neuartige Lebens- und Arbeitsbedingungen, und oft erwiesen sich die mit dem “squattering” verbundenen Erfahrungen als Inspriationsquelle für ihre Arbeiten.

Eines der Spannungsfelder, welches für die Entstehung und Vermittlung von Kunst von großer Bedeutung ist, liegt zwischen Randzonen und Zentrum, Provinzen und Metropolen. Dieses Verhältnis ist allerdings nicht unbedingt von Entfernungen abhängig. Rand und Zentrum sind im geographischen Sinne räumlich nicht getrennt, sondern koexistieren im urbanen Kontext. In einer Metropole können z.B. provinzielle und metropolitane Ausdrucksformen und Lebensweisen nebeneinander bestehen, ohne daß sie sich berühren. Eine Vielzahl kultureller und künstlerischer Aktivitäten privater und öffentlicher Art sind unabhängig voneinander in nächster Nachbarschaft möglich. Sie können aufgrund ihrer Eigenarten so grundverschieden sein, wie die Lebensverhältnisse in den Provinzen und den Metropolen es waren, ehe die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten bestanden. Die räumliche Parallelität von Provinzialität und Metropolisierung ist geradezu ein Produkt grenzenloser Kommunikationsmöglichkeiten. Medien ermöglichen es heute, daß der Kontakt zwischen zwei entlegenen Punkten einfacher zustande kommt als der zwischen zwei Nachbarn. Das geopolitische Modell des absolutistischen Zentralstaats ist heute von seinen…


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von Johannes Lothar Schröder

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