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Titel: Parallele Kunst · von Friedemann Malsch · S. 238 - 240
Titel: Parallele Kunst , 1992

APTART

Moskau 1982 -1985
Ein Gespräch mit Vadim Zhakharov

VON FRIEDEMANN MALSCH,
Köln, 28.3.1990

Vor Einsetzen von Glasnost und Perestroika waren Künstler, die nicht den ästhetischen Grundsätzen der sowjetischen Staatsdoktrin folgten, in der Sowjetunion gezwungen, im Untergrund zu arbeiten und sich auszutauschen. In Moskau entwickelte sich zu Beginn der achtziger Jahre aus dem engen Kreis der avantgardistischen Künstler eine Gruppe junger Künstler, deren Tätigkeit unter dem Begriff APT- ART (Apartment Art) firmiert. Der Begriff beschreibt sowohl einen Ausstellungsraum in der Privatwohnung von Nikita Alexejew als auch allgemein eine künstlerische Praxis, deren Manifestationen auf Mobilität abzielten, d.h. Adhoc-Realisationen vor Ort waren, Performances, Lesungen und andere Aktionen umfaßten. Mit Einsetzen der neuen politischen Tendenzen in der Sowjetunion löste sich der organisatorische Teil von APTART 1985 auf. Zu den Künstlern dieser Generation gehören auch Viktor Skersis (heute New York) und Vadim Zhakharov, die noch heute sporadisch zusammenarbeiten. Zhakharov (geboren 1959 in Duschanbe) pendelt seit einigen Jahren zwischen Köln und Moskau. Das folgende Interview wurde im Februar 1991 geführt.

*

F.M.: Wie war die Situation für die jungen Künstler, d.h. für dich und deine Kollegen, in Moskau vor der Perestroika?

V.Z.: Um diese Situation zu beschreiben, muß man unbedingt den Kontext betrachten. Gerade der Kontext hat in Moskau die kulturelle Existenz als Ganzes bestimmt, genauso wie vor 20 Jahren. Die Eigenart dieses Kontextes besteht einerseits in den familiären Gemeinschaftsbeziehungen, in den Auseinandersetzungen wegen der nicht gespülten Tasse, und andererseits in der Konzentration der Intellektualität. Die Moskauer Untergrundszene, um die sich die marginalen intellektuellen Kräfte sammelten, hatte sich Mitte der siebziger…



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von Friedemann Malsch

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