Crystal Woodward
Bildprogramme
Ich begegnete Vilém Flusser das erst Mal 1982 in New York auf dem Flughafen. Edith und er warteten auf den Flug nach Paris. Wir kamen ins Gespräch, und bald stellte sich heraus, daß wir in der Provence nur ein paar Dörfer voneinander entfernt wohnten. Von da an hatte ich die Gelegenheit, die Flussers in ihrem Heim zu besuchen, das Flusser liebte und ein “Paradies” nannte.
1978 entwickelte ich ein spezielles System der visuellen Sprache, das ich ihm 1982 vorführte. Als Brücke zwischen Worten und Bildern gedacht, entstammen ihre Bestandteile einem Spaziergang in der Landschaft. Die Gegenstände werden einer Reihe von Verwandlungen unterzogen: Zunächst werden sie graphisch dargestellt, dann entstehen durch verschiedene Anordnungen dieser Objekte und Zeichen im Raum unterschiedliche Bedeutungen. So steht ein Arrangement für Spaziergang. Die Beispiele werden darüber hinaus mit Aspekten des Selbst und des Körpers und in einem weiteren Schritt mit dem Verlust oder der Reintegration eines Teils des Selbst oder des Körpers assoziiert. Schließlich führten die Transformationen zum BASIC FORMAT, in dem sich aufeinanderfolgende Sequenzen von Ideen, Konzepten und neuen Erfahrungen zusammenfinden, was wiederum zu einer Reihe von neuen Zeichnungen und Gemälden führt. Die Regeln des Systems ermöglichen und kanalisieren Assoziationen und Phantasie. Man beginnt, visuelle und semantische Zufälle zu finden und zu schaffen, und entdeckt Möglichkeiten, diese Zufälle zu reflektieren und zu erweitern. Flusser war an dieser Arbeit sehr interessiert, denn die visuellen Sprachsequenzen sind, auch wenn sie im Rahmen einer bäuerlichen Landschaft durchgeführt wurden, einem Programm vergleichbar. Er war beeindruckt vom paradoxalen Zusammenspinnen…
