London
Haegue Yang
Tracing Movement
South London Gallery 08.03. – 26.05.2019
von Edgar Schmitz
‚Tracing Movement‘ ist zweifach ausgerichtet: Als Überblick über Haegue Yangs Werkgruppen der letzten Jahre zeichnen die Skulpturen, Collagen, Klangarbeiten und Fußbodengrafiken die zentralen Themen ihrer Arbeit nach, die sich im minutiösen Umgang mit kulturell und kunstgeschichtlich überdeterminiertem Material ein ganzes Reservoir spätmodernistischer Motive angeeignet hat. Als Reaktion auf den verhalten pompösen Raum der South London Gallery, der auch einmal als Ballsaal angedacht war, testet die Ausstellung gleichzeitig aber auch aus, was an lokalen und historischen Dialogen mit der Geschichte der Architektur selbst zu entwickeln sein könnte.
Zwischen hoch spezifischer Verankerung und poetisch-spekulativer Öffnung gemahnen dabei vor allem die zentral inszenierten Skulpturen an architektonische Formen, sind aber als bewegliche (und immer wieder animierte) Rahmen gerade auch auf Bewegung ausgerichtet. Je nachdem, aus welcher Richtung und in welchen Winkeln sie sich präsentieren, bieten sie Oberflächen oder Volumen, optische Verunsicherungen oder räumliche Abgrenzungen, an deren Lamellen der Blick manchmal abprallt und sich manchmal auch verfängt. Wieweit die Glöckchen wirklich klingen, wenn sie mit ihren Gestellen in Bewegung gesetzt werden, wenn Performer mit ihnen die Halle durchschreiten und sich dabei die Unebenheiten des Fußbodens in die Vibrationen des Metallrahmens fortsetzen, bleibt hier im Spiel zwischen dekorativer Attraktivität und funktionaler Dimension bewusst unklar.
In Haegues Arbeit werden solche Spannungsfelder immer wieder hinsichtlich identitärer Verfassungen und Zuschreibungen verhandelt. Mit ihren fast-architektonischen Motiven und Motivketten hat die Künstlerin eine Art der Positionsbeschreibung entwickelt, die ebenso urban und architektonisch wie geopolitisch ausgerichtet ist. Ihre Formensprache profiliert sich dabei genau…