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Ausstellungen: Wien · von Daniela Gregori · S. 272 - 273
Ausstellungen: Wien ,

Wien
HARD / SOFT

Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst
MAK – Museum für angewandte Kunst 13.12.2023 – 20.05.2024

von Daniela Gregori

Dieses Zimmer könnte so gediegen gemütlich sein: Holzvertäfelung, Textiltapete, ein Teppich unter dem Fauteuil, einen Tisch gibt es auch, ein Kamin könnte für Behaglichkeit sorgen. Alleine passiert in der guten Stube Verstörendes. Aus den Wänden scheinen nackte Körper zu wachsen, aus Meublage und Feuerstelle stülpen sich amorphe und undefinierbare Wesen. Spätestens seit Sigmund Freuds Ausführungen zum Unheimlichen wissen wir, dieses weitgefasste ästhetische Thema hat etwas mit dem Heimeligen zu tun. Schwierig, beklemmend, bisweilen gruselig wird empfunden, wenn sich etwas Verstörendes in das vertraute Terrain einnistet. Dorothea Tannings Hôtel du Pavot, Chambre 202 (1970 / 73), surreale Szenerie könnte direkt einem Alptraum entsprungen sein, doch in diesem Fall soll sie weniger das Grauen lehren, als zentrales Exponat gleich zu Beginn der Ausstellung HARD / SOFT – Textil und Keramik in der Zeitgenössischen Kunst zu sein. Tanning, die als surrealistische Malerin reüssierte, kam wohl über ihre Entwürfe für die Bühne zur Beschäftigung mit Textil und wurde in weiterer Folge zu so etwas wie einer Pionierin der Soft Sculpture.

Textil wie Keramik sind Teil unseres Alltages, ihre Verarbeitung gehört global zu den ältesten Kulturtechniken. Seit jeher werden die Produkte und Artefakte getauscht wie gehandelt, sodass Material, Form und Verarbeitung seit jeher unter verschiedensten Umständen einem kulturellen Transfer unterliegen. Textil und Keramik, so lässt sich feststellen, ist uns in einer Weise vertraut, dass der Blick darauf umso differenzierter ausfällt. Wurde die künstlerische Beschäftigung mit den…

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