Claudia Posca
Hartmut Neumann
»Von Affen und anderen Menschen«
Kutscherhaus Recklinghausen, 3.4. – 15.5.2011
Kunstreisende sind Genießer. Einmal mehr, wenn dem Ausstellungsort – noch vor aller Besichtigung dortiger Kunst – ein besinnlicher genius loci einwohnt. So, wie dem einstigen Kutscherhaus in Recklinghausen unweit der noch bis Ende 2011 im Umbau befindlichen Kunsthalle. In frühlingslauer Luft ist die Dependance nicht nur dem Ruhrpott-Fan ein kleines Idyll mit Rosenspalier, Springbrunnen und Vogelgezwischer unterm Schattenspiel alter Bäume.
Was Wunder, dass dieser verwunschne Fleck wie gemacht für Hartmut Neumann erscheint, einem Künstler, dessen nicht ganz so friedfertiges Werk kontinuierlich die Themen- und Motivpalette zwischen Flora und Fauna, Tieren, Licht und Nacht, Natur und Künstlichkeit von der natura naturans bis hin zur natura naturata in Bildwelten packt, so packend, dass die Gegenwartskunst ohne diese biestig-schönen Artefakte immens ärmer wäre. Denn wer schon kümmert sich im aktuellen Kunstgeschehen ums Update von Stillleben, Tier- und Pflanzenwelt? Zu schnell ist der Verdacht zur Hand weltfremd, gar anachronistisch bildnerische Tradition und/oder Kunstgeschichtsjuwelen zu zitieren.
Der 1954 in Delmenhorst geborene Maler, Zeichner, Buchgestalter, Linolschneider und Fotograf Hartmut Neumann scheut diese Reibung nicht. Collagierend, konzeptuierend, konstruierend und dabei den Binnenraum von Natur, Gegenständlichkeit und Artefakt unter Aussparung von Figürlichkeit umfänglich nutzend, macht seine Kunst Eignes draus. Sinnlich opulent schärft sie im Zugriff auf entlarvende Entfremdungs- und Ironisierungsstrategien beim Blick auf eine erste (ursprüngliche) und auf eine zweite (gefilterte) Natur die Wahr-Nehmung einer entzauberten Welt, von der man weiß, dass nur mehr punktuell der zunehmend flüchtigen Sehnsucht nach Ursprünglichkeit ein tatsächliches Erleben beschieden ist, wie es…