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Gespräche mit Künstlern · von Doris von Drathen · S. 282 - 291
Gespräche mit Künstlern , 2000

JOÃO QUEIROZ
Ich muss nicht die Natur konstruieren, sondern ich muss mich konstruieren, wenn ich in die Natur gehe

EIN GESPRÄCH MIT DORIS VON DRATHEN

Von Lissabon aus ist China näher, als von sonst wo in Europa – so verwundert es nicht, wenn João Queiroz, gefragt nach der Abwesenheit von Schatten in seinen Bildern, wie selbstverständlich alte chinesische Malerei anführt. Vom übrigen Europa wird Portugal oft als abgelegen behandelt – in Lissabon selbst dreht sich die Perspektive auf den Atlantik; Rio de Janeiro, Mexiko, New York scheinen näher als London, Berlin, Paris und selbst Madrid.

Diese Weite spiegelt sich auch in einem unabhängigen Denken: Auffallend ist das lebhafte Interesse vieler Künstler, Kritiker und Kuratoren daran, Kategorien hinter sich zu lassen, Konventionen zu durchbrechen – auch und gerade die Konventionen einer beschleunigten Kunstproduktion, die von immer jüngeren Künstlern immer mehr und schneller fordert, das Progressionsmuster einer neuen ästhetischen “Erfindung” zu erfüllen. Queiroz zeigt seine Arbeit erst nach langen “Lehrjahren”, wie er sich ausdrückt, mit Anfang vierzig, in der Öffentlichkeit. Die Ausstellung in der Galerie Módulo bei Mário da Silva (Nov./Dez. 99) ist die erste Einzelausstellung seiner Malerei überhaupt. Die Tradition durchbricht João Queiroz, der in Portugal mit einem Schlag in aller Munde ist, vor allem mit der Tradition: Wenn dieser Maler für seine Bilder den Begriff ´Landschaft´ gebraucht, dann wird schon auf den ersten Blick deutlich, dass seine ´Landschaften´ das alte Raster völlig unterlaufen, zugunsten einer Natur-Begegnung, die hinter den Spiegel schaut. Es sind Bilder von einer fremden, originären Gewalt; da hat noch einer…


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von Doris von Drathen

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