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Titel: Dauer · Simultaneität · Echtzeit · von Sven Drühl · S. 117 - 124
Titel: Dauer · Simultaneität · Echtzeit , 2000

STELARC
Obsolete Zeit?

EIN GESPRÄCH MIT SVEN DRÜHL

Sven Drühl: Welchen Stellenwert hat der Begriff der Zeit in Ihrem Werk?

Stelarc: Der Zeitbegriff war eigentlich nie Gegenstand meiner Performances. Auf der anderen Seite bin ich sehr an dem Begriff des kontextualisierten Körpers, von dem auch Merleau-Ponty spricht, interessiert und an der Idee einer subjektiven Zeit, der körperlichen Erfahrbarkeit von Dauer und dem Prozess als Ausdruck objektiver Zeit.
Alle meine Performances sind unterschiedlich konzipiert, aus unterschiedlichen Gründen, in und für unterschiedliche Situationen. Die Skulptur im inneren des Magens (Internal stomac sculpture) beispielsweise war ein elektronisches Objekt, das sich öffnete und schloss, ausdehnte und wieder zusammenzog. Es hatte ein Blitzlicht und einen beeping-sound; es wurde mir 45 cm tief in den Körper geschoben. Wir benötigten 2 Tage und 6 Versuche, um das 15-minütige Videoband aufzunehmen. Hierbei war die Dauer überraschend, wir hatten mit einem Tag gerechnet, aber es war kompliziert, uns fehlten desinfizierte Ausrüstungsgegenstände, sodass wir einen zweiten Tag benötigten. Dies war eine nicht zu erwartende Verlängerung einer Performance. Ich wusste nicht sicher, wie sehr mich diese Performance körperlich anstrengen und wie mein Körper reagieren würde. Wir hatten natürlich eine Magenpumpe, die das Zuviel an körpereigener Flüssigkeit absaugte, aber alle 10 bis 15 Minuten stiegen die Säfte im Magen derart hoch, dass ich sie ausspucken wollte; daraus entstand dann so etwas wie eine dramatische Situation. Es war jedoch nie wirklich gefährlich, es geschah ja auch unter medizinischer Beobachtung. Jedes Mal wenn es passierte, mussten wir allerdings die Skulptur so schnell wie möglich aus dem…


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