CLAUDIA HERSTATT
Jochen Hein – Die zweite Natur
Hamburger Kunsthalle, 18.5. – 31.8.2003
Die Bilder die der 1960 in Husum geborene Jochen Hein mit Anfang Vierzig seit kurzem auf die Leinwand bringt “hat er schon seit 30 Jahren im Kopf”. Eine Wiese voller Löwenzahn, eine dicht zusammengewachsene schattige Allee, ein Panoramabild schäumendender Nordseewellen. Bilder, in denen das Auge baden kann, in die man hineinspazieren, sich hineinplumpsen lassen möchte. Aber was Jochen Hein mittels Fotografie zunächst auf die kleinen beziehungsweise extrem großen Leinwände bringt, hat nichts mit Fotorealismus zu tun. Das mag auf den ersten Blick zwar so scheinen, doch der sich den Frühromantikern im Geiste verbundene Hein hat anderes im Sinn. Die fotografische Vorlage wird Schritt für Schritt zunächst auf dem Computer dem Ideal im Kopf angenähert, dann auf groben Rupfen projiziert. Dann beginnt der Malprozess. Hein trägt viele Lagen feiner dünner Tuscheschichten übereinander auf. Immer dann, wenn das Werk vollendet scheint, bearbeitet es der Künstler mit Hilfe von Radiermaschinen – und Schleifpapier, trägt wieder Schichten ab und neu auf, bis die Illusion perfekt scheint. Das Ergebnis von fünf Jahren Arbeit sind Abbilder einer ebenso schönen wie leidenschaftslosen Natur, die um ihre Wirkung auf den Menschen und was er in sie hineinträumt nichts weiß: Erhabenheit, Übermacht, Willkür oder aber auch Geborgenheit und Glück.
Erstmals sind Bilder von Jochen Hein nun in zwei Räumen im Rahmen der jungen Positionen gewidmeten Ausstellungsreihe in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. Die “Standpunkte” werden bewusst im Altbau und nicht in der Galerie der Gegenwart veranstaltet, so ergeben sich…