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Ausstellungen: München · von Susanne Boecker · S. 264 - 267
Ausstellungen: München , 2018

Kiki Smith

Procession
Haus der Kunst 02.02. – 03.06.2018
von Susanne Boecker

In der Kunstgeschichte gibt es unzählige Darstellungen von geschundenen Körpern – doch dieses Kunstwerk ist anders: An der Wand hängt eine zerstückelte, gehäutete Leiche. Die Arme und Beine wurden gewaltsam vom Torso gerissen, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Noch glänzt das rohe, blutige Fleisch. Wir sehen keinen verwundeten Körper und auch keinen zwischenmenschlichen Gewaltakt. Sondern nur mehr Fleisch – roh und anonym. Das ist radikal und geht unter die Haut. Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith hat diesen versehrten Körper aus japanischem Gampi-Papier geformt und anschließend bemalt. Ihr Untitled (1988) ist ein brutales Stück Kunst, aber auch ein fragiles skulpturales Arrangement. Widersprüchlich in seiner Anmutung und provokativ in seiner Aussage.

Kiki Smith (geb. 1954) hat über Jahrzehnte ein unerhört vielfältiges, stringentes und hochsensibles Œuvre geschaffen. Sie gilt als Pionierin einer neuen Skulptur, die sie aus einer konstanten Beschäftigung mit den Bedingungen der menschlichen Existenz entwickelt hat. Was macht das Menschsein aus? Seinen Körper, sein Geschlecht, seine Spiritualität? Wo sind wir auf dieser Welt, in diesem Kosmos beheimatet? Die Suche nach Antworten führt Kiki Smith in die Grenzbereiche zwischen Körper und Geist, Leben und Sterben, Kultur und Natur.

Zehn Jahre nach ihrer letzten Ausstellung in Deutschland (siehe Kunstforum Band 191) zeigt das Münchner Haus der Kunst jetzt die erste große Überblicksschau von Kiki Smiths Werk in Europa. Der Schwerpunkt der hervorragend kuratierten und inszenierten Schau liegt auf den Skulpturen. In fünf Sälen im Obergeschoss sind die Arbeiten aus den…


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