vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Biennalen: Whitney Biennale New York · von Ute Thon · S. 408 - 411
Biennalen: Whitney Biennale New York , 2000

Ute Thon
Konfektionsware Kunst

2000 Biennal Exhibition
Whitney Museum of American Art, New York, 23.3. – 4.6.2000

In Zeiten künstlerischer Flaute freut man sich manchmal schon über instinktive Emsigkeit. Zum Beispiel wenn echte Ameisen Jasper Johns “Three Flags” zerfressen. Im New Yorker Whitney Museum graben die fleißigen Insekten derzeit anarchistische Tunnel durch den berühmten US-Flaggen-Dreierpack, nagen an rotweißen Blockstreifen, zerbröseln die blauen Rechtecke mit den Sternen und transformieren die quintessenzielle Ikone der amerikanischen Moderne allmählich in ein erodierendes Labyrinth. Die Arbeit stammt von Yukinori Yanagi, einem in Japan geborenen Künstler und Teilnehmer der diesjährigen Whitney-Biennale. Er hat Johns Gemälde mit gepresstem, eingefärbtem Sand maßstabsgetreu nachgebildet und mit einer Ameisenkolonie besiedelt. Damit liefert er einen der pointiertesten Kommentare zum Stand der amerikanischen Kunst.

Malerei ist zum Lachen, Skulptur ist tot, es lebe die ironisch-smarte Schmunzelkunst. So die Botschaft der Biennale 2000, Amerikas wichtigste Übersichtsschau für zeitgenössische Kunst. Die Ausstellung machte schon vor ihrer Eröffnung mit einem Streit um Hans Haacke Schlagzeilen. Doch der Wirbel um seinen kontroversen Biennale-Beitrag, in dem er die restriktive Kulturpolitik des New Yorker Bürgermeisters mit der der Nazis verglich, erwies sich als Sturm im Wasserglas. Haackes “Sanitation”-Installation mit 12 Mülltonnen, Stiefelgetrappel und Politikerzitaten in Frakturschrift entpuppt sich bei näherer Betrachtung als enttäuschend plumpe Agitprop-Affäre, erwähnenswert eigentlich nur deshalb, weil es sich dabei um die einzige Arbeit mit expliziter politischer Aussage handelt. Ansonsten ist diese Ausstellung, die die künstlerischen Entwicklungen der letzten zwei Jahre wiederspiegeln soll, überraschend konfliktfrei. Und das ist kein gutes Zeichen.

In der Malerei, diesmal üppiger vertreten als in…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei