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Biennalen: Biennale von São Paulo · von Hajo Schiff · S. 204 - 260
Biennalen: Biennale von São Paulo , 2005

KUNST IM ÜBERFLUSS – ÜBERFLÜSSIGE KUNST?

TEXTE VON PAOLO BIANCHI UND HAJO SCHIFF
FOTORUNDGANG VON WOLFGANG TRÄGER

1. Dialog der besonderen Art

Eine Ausstellung beginnt für die Kunstkritiker damit, dass die gezeigten Dinge benannt werden. Rechts vom Eingang des Pavillons Ciccilo Matarazzo im Parque do Ibirapuera sind hunderte von Pyramiden aus Zement und Plastik im Kleinformat platziert, links davon werden Luftansichten der Megalopolis São Paulo von chinesischen und brasilianischen Näherinnen hergestellt, indem sie der aus Schaumgummi modellierten Stadt eine Stoffhaut aus alten Kleidern überstreifen – Soft Sculpture trifft soziale Plastik. Pyramiden sind mit ein Synonym für das Erlebnis der Reise, sie wecken Fernweh und Sehnsucht nach fremden und fernen Kulturen. In ihnen haust das Jenseits. In São Paulo jedoch ist das Diesseits allgegenwärtig. Die Stadt lebt nach dem Motto: Ein Zuviel ist besser als ein Zuwenig. Autos, Wolkenkratzer, Hubschrauber, Wachmänner und Kellner, die den Gästen unentwegt Fleischhäppchen anbieten, gibt es im Übermass. So auch die 26. Biennale von São Paulo, die bis zum 19. Dezember 2004 dauert. Sie bietet Kunst im Überfluss. Droht im Überfluss die Kunst überflüssig zu werden?

Die beiden Kunstkritiker des Kunstforums, Paolo Bianchi und Hajo Schiff, halten fest an der Vorstellung des idealen Betrachters, der alles im Überfluss mitbringt: Kraft, Neugier, Zeit und ein Feingefühl für zeitgenössische Bildwelten. Die beiden Kritiker reagierten auf die Stimuli der Kunstwerke mit Assoziationen und Erinnerungen, mit Einbildungen und Gefühlen, mit Kritik und Klugheit. Die Rezeption der Biennale von São Paulo wurde für die beiden Kritiker zu einer intensiven Zeiterfahrung. Der Textverlauf folgt zwar der…

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