RALF CHRISTOFORI
Franz Ackermann
travelantitravel
Galerie neugerriemschneider, 7.9. – 16.10.2004
Die Welt ist alles, was der Fall ist”, schrieb Ludwig Wittgenstein bekanntermaßen im Jahre 1918 – und das war damals noch einigermaßen überschaubar. Heute ist die Welt global, und die Einschätzung dessen, was der Fall ist, fällt denkbar unterschiedlich aus: hier der ökonomisch-elektronische Datenraum, der sich – wenn überhaupt – nur noch an unspezifischen und dezentralen Orten aufhält; dort der ganz reale Wahnsinn, wie er etwa in den Weltstädten Mexico DF, Shanghai oder Bombay zu Hause ist; und mittendrin das Phänomen der “shrinking cities” als Folge einer demographischen wie städtebaulichen Entleerung. Das Bild, das die genannten Problemfelder insgesamt an die Wand werfen, ist in seiner Widersprüchlichkeit kaum zu begreifen. Aber es ist nicht erschreckender als andere sogenannte empirische Nachweise. Denn: Empirisch lässt sich so ein Bild der Welt sowieso nicht vorstellen, höchstens als eine zeitgemäße Befindlichkeit.
Wie solche zeitgemäßen Befindlichkeiten aussehen können, hat Franz Ackermann in den vergangenen Jahren auf sehr prägnante Weise erarbeitet – auf Reisen und zu Hause, zwischen sich und der Welt, in Malereien, Fotografien oder ausladenden Installationen. Ausgangspunkt seines von Grund auf expansiv angelegten künstlerischen Werdegangs waren vor Jahren schon kleine Zeichnungen, die der Künstler “mental maps” nannte. Es folgten große Wandmalereien und Billboards, schließlich raumgreifende Arbeiten, die die Kartografien Ackermanns um eine dritte Dimension erweiterten. Den “mental maps” ist er bis heute treu geblieben – und noch immer scheinen sie innerhalb seines Werkes so etwas wie eine Katalysatorfunktion zu übernehmen: Sie sind das Resultat einer ausgeprägten Beobachtungsgabe, die…