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Ausstellungen: Frankfurt am Main · von Maria Anna Tappeiner · S. 258 - 259
Ausstellungen: Frankfurt am Main , 2016

Maria Anna Tappeiner
Lawrence Abu Hamdan

»Earshot«
Portikus, Frankfurt am Main, 13.3. – 10.4.2016

Der britisch-libanesische Künstler Lawrence Abu Hamdan (geboren 1985 in Amman, Jordanien) untersucht Sprache als politisches Instrument. „Politics of listening“ nennt er seine Ermittlungen und bedient sich dabei der forensischen Phonetik, der Analyse des sprachlichen Fingerabdrucks, wenn man so will. Inwieweit kann man anhand von Sprache und Tönen über Wahrheit und Lüge entscheiden, in einer Gesellschaft, in der alles gehört und gesagt wird?

Fast täglich haben wir es mit folgender Situation zu tun: Ein Asylbewerber kommt ohne Papiere nach Europa. Haben die Behörden Zweifel am Herkunftsland, schalten sie forensische Linguisten ein, die seine Sprache analysieren. Sie machen bestimmte Akzente, Betonungen und Lautmuster aus, die mal mehr, mal weniger Rückschlüsse auf die genaue Herkunft zulassen. Genau an dieser Grauzone, der Rezeption von Sprache, setzt Abu Hamdan an, denn die Stimme ist Medium und Material zugleich. In seinen Audiodokumentationen „The Freedom of Speech Itself“ und „Conflicted Phonemes“ (beide 2012) untersucht und visualisiert der Künstler Stimmanalysen von Asylbewerbern aus Somalia und hinterfragt damit die gängige Praxis von Asylbehörden, anhand der Aussprache von manchmal nur einzelnen Silben die Herkunft und Staatsbürgerschaft festzustellen. Die in den Niederlanden durchgeführten Tests sollten nachweisen, dass die Sprecher aus dem relativ sicheren Norden des Landes stammen, was den Anspruch auf Asyl deutlich verringerte. Neben den Stimmanalysen entwickelte Abu Hamdan ein Mapping der Sprachentwicklung Somalias von 1972 bis 2011, das zeigt, wie sich die regionalen Akzente über die Jahre vermischt haben und wie fahrlässig so ein Verfahren der Abschiebung im…



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von Maria Anna Tappeiner

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