Mailand
Miranda July: New Society
Osservatorio Fondazione Prada 07.03.– 28.10.2024
von Laura Helena Wurth
Miranda Julys Kunst ist schwer zu kategorisieren. Sie ist Autorin und Filmemacherin, aber sie macht auch Dinge, die sich am ehesten unter „Performancekunst“ subsumieren lassen. Immer jedoch erzählt sie Geschichten, die sich an den Rändern abspielen; da wo die Arbeit prekär und das Leben unglamourös ist. Irgendwie sind es auch die Schneisen, die der moderne Kapitalismus in die Welt schlägt, für die sie Bilder findet.
Wie sich ihre Arbeit entwickelt hat, kann man jetzt in einer übersichtlichen Ausstellung – ihrer überhaupt ersten Einzelausstellung in einer Kunstinstitution – im Osservatorio der Fondazione Prada in Mailand sehen. Der Ausstellungsraum ist direkt über dem Prada-Store in der berühmten Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II, wo sich unten die Touristen vor den Luxustaschen drängen und man oben in aller Ruhe Kunst anschauen kann.
Die Ausstellung beginnt mit einem Poster, das offensichtlich einmal auseinandergerissen und dann wieder an der Wand zusammengefügt wurde. Darauf steht: „A poster to be ripped in violent disgusted anger, then carefully hung, piece by piece, with cool, relentless determination“ In einem Video sieht man Mitarbeiter*innen der Fondazione, die das Poster von der Wand reißen. Ob sie die angeekelte, gewaltige Wut, die July fordert, dabei wirklich gespürt haben, weiß man nicht. Gemeinsam mit Videos ihrer Performances sind auch die Requisiten zu sehen. In Vitrinen sind sie wie besondere historische Artefakte bewahrt, über die man sich nun beugen muss, um die handschriftlichen Aufzeichnungen, Kostüme und Skripte zu sehen, die die Kuratorin Mia Locks aus…