Ann-Katrin Günzel
Petrit Halilaj
»ABETARE«
Kölnischer Kunstverein, 17.4. – 2.8.2015
Ausgangspunkt der biografisch geprägten Ausstellung des jungen kosovarischen Künstlers Petrit Halilaj (*1986) im Kölnischen Kunstverein ist ein selbstgedrehter Film aus dem Jahr 2010. Die dokumentarischen Aufnahmen zeigen den Besuch des Künstlers in seiner ehemaligen Schule in dem Dorf Runik im Kosovo, einen Tag bevor die Schule abgerissen werden soll. Er selbst, der während der Wirren des Kosovokrieges 1998/99 mit seinen Eltern nach Italien gegangen ist, wo er in Mailand an der Kunstakademie studierte, um dann nach Berlin zu gehen, wo er derzeit u.a. lebt, kehrte dafür in seine ehemalige Heimat zurück. In unruhig verwackelten Einstellungen folgt er einigen Kindern, die durch die leeren Flure laufen, Fensterscheiben einwerfen, die Wände beschmieren und dabei immer wieder auf reale und imaginäre Bilder treffen, welche ganz persönliche Erinnerungen in ihnen auslösen und die sie versuchen loszuwerden, indem sie sie entweder gewaltsam von den Wänden reißen, mit Füßen treten oder übertünchen. Während dessen erzählen sie von ihren Erlebnissen in der Schule, kommentieren ihre eigenen Handlungen und fragen den Künstler immer wieder was er mit dem Filmmaterial vorhabe. Die Tatsache, dass die Schule abgerissen werden soll, animiert die Kinder offenbar zu ihren destruktiven Handlungen, so als ob sie damit so etwas wie Anteil am Fortgang der Geschichte, die von nun an nicht mehr ihre sein wird, nehmen könnten. Sie sind sich dabei aber scheinbar bewusst, dass sie damit etwas Verbotenes tun und dass sie sich in einer Situation des Umbruchs befinden, in der sie dem Vertrauten und seiner…
