Thomas W. Kuhn
Philip Guston
»Das große Spätwerk«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 6.11.2013 – 2.2.2014
Im Mai 2013 versteigerte das Auktionshaus Christie’s das 1958 entstandene Gemälde „To Fellini“ für 25,8 Millionen US-Dollar: der bislang höchste je erzielte Preis für ein Werk Philip Gustons (d.i. Phillip Goldstein *1913 Montreal †1980 Woodstock). Stilistisch wird sein malerisches Schaffen dieser Zeit dem abstrakten Expressionismus zugerechnet, womit er zu den Heroen gehörte, die den künstlerischen Unabhängigkeitskrieg gegenüber Europa gewannen. Aber nicht Gustons Mitgliedschaft in diesem erlauchten Kreis der US-amerikanischen Moderne steht im Fokus der Frankfurter Schau, die von Ingrid Pfeiffer überzeugend kuratiert wurde. Es ist der – scheinbar – radikale Bruch mit der ungegenständlichen Malerei seines Spätwerks ab etwa 1968, der mit etwas mehr als 70 Werken ins Zentrum der Ausstellung gerückt wurde.
Er gehörte nicht zur vordersten Front der abstrakten Expressionisten, wo De Kooning und Jackson Pollock den Ton angaben und die, im Gegensatz zu der weitaus stilleren, impressionistischeren Malerei Gustons, souverän den Sprung über den Atlantik schafften. Aber Gustons signifikanter Bruch mit der Abstraktion um 1967/68 markiert das Ende einer Ära. Das dieses Ende bereits mit der Pop Art seit den späten 1950er Jahren eingeleitet wurde bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung, wenn nicht mit einer gewissen Hartnäckigkeit darauf abgehoben würde, erst Guston hätte in den USA den Gegenstand zurück ins Bild gebracht. Das er dennoch bei der zeitgenössischen Kritik auf Unverständnis stieß, als er 1970 seinen neuen figurativen Werke in der Marlborough Gallery in New York vorstellte, ist eher ein Indiz der zunehmend schwerfälligen Kunstkritik seiner…