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Ausstellungen: Dortmund · S. 260 - 261
Ausstellungen: Dortmund , 1987

Claudia Posca
Raimund Girke

Arbeiten auf Papier
Museum am Ostwall, 18.10.-29.11.1987
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, 7.2.-20.3.1988
Städtisches Museum Leverkusen, Schloß Morsbroich,
12.4.-29.5.1988

Die Grenzen der Sprache sind immer dann leiblich zu erfahren, wenn buchstäblich die Augen übergehen. Dies kann zweierlei bedeuten. Zum einen kann den Augen etwas zugemutet werden, das bis an die Grenzen des Erträglichen heranreicht. Werke der Op-art versuchen diese Grenzbereiche der Wahrnehmung beispielsweise durch Farboszillationen und sich gegenseitig steigernde Farbwerte auszuloten und dadurch bewußt werden zu lassen. Hier gilt der Grundsatz, daß nur ein tätiges Auge ein verstehendes Auge ist.

Zum anderen kann damit aber auch gemeint sein, daß die Augen vor Überraschung übergehen, was nicht ausschließt, daß sie angestrengt werden.

Anstrengung und Überraschung, so scheint es, durchdringen sich gegenseitig und kulminieren im sehenden Blick. Und genau dies ist es, was die Arbeiten auf Papier von RAIMUND GiRKt so aufreizend macht. Sozusagen gibt es ein Bedürfnis, diese bilderlosen Bilder zu sehen, und dieses Bedürfnis kollidiert ständig mit einer bilderlos gewordenen Sprache, die, will sie angemessen die lasziven Farbphänomene Girkes beschreiben, in Bildern sprechen müßte. Nicht ohne Grund endet der Einführungstext des zur Ausstellung erschienenen Katalogs mit einem Aphorismus von Girke, in dem er dem Leser das Bild künstlerischer Handlung und aktiver Tätigkeit suggestiv vor Augen stellt. Es kann also nicht darum gehen, ausschließlich den Topos der Unsagbarkeit zu zelebrieren, um dann anschließend akribische Farbstudien aufzuführen. Vielmehr sind die Werke Girkes Anlaß, verbale Hilfskonstruktionen, wie Fundamentale Malerei, Radikale Malerei oder Analytische Malerei, wie sie häufig im Zusammenhang mit Girkes Werken angeführt werden, hinter sich…


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