Shannon Finley
Piet Mondrian schrieb 1915, dass das Prinzip der Abstraktion in der Malerei eine Strategie der Kunst sein kann, das Universelle der Dinge zu entbergen. Er malte Bäume, die auf seinen Bildern anfangs gegenständlich und eindeutig als Bäume erkennbar waren, als eine geometrische Struktur von Kreuzen und Rechtecken. Mondrian wollte den universalen Prinzipien der Natur auf die Spur kommen und beides durch Abstraktion und formale Reduktion verdeutlichen. Der Ausgangspunkt von Mondrians ästhetischer Moderne war die transzendente Sehnsucht nach Reinheit und Klarheit in den Erscheinungen der Natur.
Knapp 100 Jahre nach Mondrian saß der kanadische Künstler Shannon Finley während seiner Jugend wahrscheinlich mit dem Controller in der Hand vor dem Nintendo Entertainment System statt gedankenverloren und auf der Suche nach den Universalismen der Natur durch die kanadischen Wälder zu streichen. Mit schwitzigen Fingern vernichtete er Endgegner wie zum Beispiel den Bösewicht Ganon aus der ikonischen Videospielreihe „The Legend of Zelda“. Ganon ist das schweinisch grunzende Alter Ego des gestaltenwandelnden Bösewichts Ganondorf, der immer und immer wieder die liebliche Prinzessin Zelda entführt und auf die Rettung durch den grün bemützten Link – der Held des Spiels – wartet.
Heute gibt es ein Bild mit dem Titel „Ganon“. Es handelt sich um ein abstraktes Selbstporträt des Künstlers Shannon Finley. Es ist mit 2,5 mal 2 Meter ein großes Bild. Dreiecke unterschiedlichster Winkel formen vage ein Gesicht. Dieses Gesicht ist nicht viel mehr als eine Ahnung – wie das Hologramm eines Menschen, der kurz davor steht, sich im Cyberspace aufzulösen. Im Zusammenhang von Shannon Finleys Gesamtwerk…